
Gestern auf dem Nachhauseweg nahm ich noch ein Buch aus einer öffentlichen Buchkiste mit. Kennst du die Autorin? Ich habe sie nicht gekannt, doch schon voll in mein Herz geschlossen.
Auf S. 169 schreibt sie: «Der Weg von mir zu Dir ist ein Lied für Dich, ist voller Lieder zu Dir am Weg zu mir, sind Lieder für Dich am Weg zu mir, sind immerwährende Lieder für Dich VON DIR. Der Weg zu mir singt immerwährend Deinen Namen. Der Weg zu mir hat Deinen Namen vergeblich (nutzlos) gesungen. Der Weg von Dir zu mir hat sich am Lied für Dich ermüdet.»
Oder S. 138: «Du regnest siegreich Löcher in meine Seele – wieder bete ich dem Engel in Not.»
Und noch eins, S. 124: «Ich liebe Rätsel und rätselvolle Menschen, das Liebste aber ist mir stets, im Geheimnisvollen gründlich zu stöbern, es in verschiedenen Lichtern nahe zu bestaunen.»
Das Buch ist eine Fundgrube, die Texte hat Annemarie von Matt in den 1940er Jahren auf lose Zettel geschrieben.
Und dann das unverfänglichste Liebesgedicht, das es geben kann. Auf S.110 ist ein leerer Notizzettel abgedruckt, auf dem die Dichterin einzig das Wort «Liebesbrief» hinschrieb – den Rest behält sie, zum Nutzen und zum Schaden der Beteiligten, ganz für sich. Schrecklich, was Frauen so alles einfällt, solange die Sonne über ihnen scheint:

Das Bild ist verschwommen, der Inhalt selbst jedoch tief wie der Grund des Marianengrabens 12.000 Meter unter dem Meeresspiegel. – Der Kreis um den Zettel drumherum ist mein Beiwerk, um die Bedeutung des Gedichts unnötig hervorzuheben,
bis bald

