Alles kontrovers

Heute war in Salzburg die Uraufführung DIE VERWESUNG VON HANS PFITZNER von der Kammeroper Salzburg. Es ist eine klare Stellungnahme und präsentiert den Komponisten in seiner klar erkennbaren Verstricktheit mit dem Naziregime. 

Ich denke, diese beiden Fotos von ihm sagen mehr als viele Stellungnahmen für oder gegen diesen umstrittenen Mann. Sein Blick ist derart misanthropisch, giftig, missmutig und misstrauisch und eng und weiß nicht was alles. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Mensch eins oder sogar beide dieser Bilder für sympathisch, groß, weit (wie seine Musik es durchaus ist) halten kann. 

Am heutigen Abend haben mich einige seiner Aussagen, die in die Musik hinein über Lautsprecher kraftvoll in den Saal gesprochen wurden, erschüttert. Sie geben wenig Spielraum für Interpretationen, so scheint es, und er kann nichts anderes als voll auf Nazikurs gewesen sein. – Doch die Forschung präsentiert ein anderes Bild, und schon sind wir im Schlamassel, wie es heute an allen Ecken und Enden aufflammt, wenn gewisse Namen genannt werden. 

Ich lasse es so stehen und habe keine Furcht, dies hier so zu sagen. 

Was ich hingegen mitnehme und zwar als ein großes Rätsel: Pfitzner, dieser extrem gebildete, künstlerisch hervorragende Mensch hatte eine persöndliche Begegnung mit Adolf Hitler. Diese muss seine Persönlichkeit extrem verändert haben. Was war da? Ich halte die Frage für nicht nur berechtigt, sondern auch wichtig. Wie konnten solche Menschen durch die Begegnung mit Hitler so bewegt sein? – Ich erinnere hier an ein Telefonat, das ich mit Rolf Hochhuth zwei Jahre vor seinem Tod hatte. Er kam auch Hitler zu sprechen und sagte, was heißt «sagte», er schrie es buchstäbldich in die Hörmuschel, nämlich: «Wir haben damals alle Hitler geliebt.» Wörtlich: «WIR HABEN DAMALS ALLE HITLER GELIEBT.» In dieses Wir schloss er auch Pfitzner mit ein. So einfach, wenn für uns heute auch komplett unverständlich war das.

Was für eine Glanzleistung wäre es, diese Aussage von Hochhuth nicht zu verwerfen oder anderweitig zu kommentieren, sondern wievon weit außen als sozusagen stiller Betrachter oder stille Betrachterin aus sich ruhen lassen und das eigene Leben in Fragehaltung dazu zu gestalten. 

Keine Ahnung, ob das, was ich damit sagen will, verständlich ist. Wenn nicht, bitte melden, dann versuche ich es mit anderen Worten nochmals 🔦