War es wie immer? Eigentlich schon, wobei Kulturveranstaltungen ja eigentlich nie so sein sollten, dass man denkt: «Wie immer.»
Jedenfalls war es ein bedächtiger Abend, alles lief wie geplant. Das Publikum war dezent gekleidet und auf den tieferen Sinn der Veranstaltung eingestellt. Es hatte einen inneren Draht zum Datum des 9. November, der nicht nur in Deutschland, sondern auch in Salzburg in die Geschichte eingegangen ist.

In dieser barocken Kirche mitten in der Altstadt fand eine Gedenkfeier zum Beginn der Novemberpogrome von 1938 statt.
Teil I war beim Stolperstein für Walter Schwarz – er war das erste Mordopfer des Nationalsozialismus in Salzburg, Teil II war dann in der Barockkirche: ein jüdisches Gebet, Gedichte und Kantatenmusik von BachWerkVokal.
Dass während einer interreligiösen Veranstaltung ein Kaddisch, dieses zentrale Gebet im Judentum zur Bewältigung von Trauer, durchgeführt wurde, erntete auch Kritik, und dies von verschiedenen Seiten, doch ich freue mich, mir ungefragt erlauben zu wollen, diese Kritik unausgeführt zu lassen, weil für ich anderes ins Gewicht fiel an diesem Abend.
So gesehen muss oben im Titel das Fragzeichen weg, denn, ja, es war wie immer, es waren da Menschen, die miteinander ein Einvernehmen hatten, das durch ihre privaten Haltungen nicht beeinträchtigt war. Wer dabei war, erlebte menschliche Wärme. Und von außen gab es ideologische Kommentare, natürlich von Leuten, die nicht dabei waren und die Wärme, die eine solche Veranstaltung vermittelt, durch ihre Kälte garnierten, die in ihrem Inneren gegen sie selbst zu Felde zog. Wieso sich aus dem Fenster lehnen und darüber viele Worte verlieren.

