Ein Sufi mit langem Bart wird auf der Baustelle von einem anderen Baustellenarbeiter gefragt, wie er sich mit seinem langen Bart und seinem muslimischen Aussehen denn von radikalen Muslimen unterscheide. Er antwortet: «Schau in meine Augen und du weißt, ob ich zu den radikalen gehöre oder nicht.»
Und dann erzählt der Sufi mit den milden Augen von seinem Streben. Er suche den Kampf nicht im Außen, sondern in seinem Inneren. Der Anfang des Kriegs sei das eigene Innere. Deshalb arbeite er, was den Krieg oder den Dschihad angehe, im Inneren und an keinem Ort sonst auf der Welt. Und das spiegle sich in seinen Augen wieder: «Also, schau mir in die Augen und du weißt, zu welchen ich gehöre.»
Und das Christentum? Mit ihm ist es dasselbe. Ein Christ weile auf seiner inneren Kampfstätte und kämpfe mit sich selbst. Sonst nichts.
Während die einen vor dem nach außen gerichteten Dschihad Angst haben, haben die anderen vor den nach außen gerichteten Kreuzzügen Angst.
Die gegenseitigen Ängste machen unseren Alltag aus, denn so wenig die nach außen gerichtete Form des Dschihad vorbei ist, so wenig sind es die christlichen Kreuzzüge. Sie kehren jedes Jahr zurück und scheinen jedes Jahr nur immer noch verrückter zu sein. Ich meine den adventlichen Einkaufswahnsinn. Wenn das kein Kreuzzug ist. Dieses Jahr dauert er bis Samstag, Heiligabend, 17h. Mit den Kirchenglocken Schlag um fünf wird dann allerorts der Bordstein hochgeklappt. Dann ist gemütliches Familienräkeln dran mit allen Kreuzzügen, die im Rahmen des trauten Zuhause bis aufs Blut ‚Reise nach Jerusalem‘ spielen.
Und am Abend selbst dann endlich die Exoterik einer in hybrides Geschenkpapier verpackten Wahnentleerung. Das ist die ewige Wiederkehr der Kreuzzüge im Angesicht des Christkinds…