Keine Ahnung, wie wir auf das Thema kamen, doch plötzlich redeten Berenike und ich über die documenta 15.
Für uns waren die hundert Tage der documenta 15 von Licht und neuen Erfahrungen gesättigt. Wie wir uns so erinnerten, erwachten viele Stationen in der Stadt zu neuem Leben. Wir spazierten in Gedanken durch den vietnamesischen Garten, zogen uns in die Katakomben der Hilpertstraße zurück, wo sich die Queerszene breit gemacht hatte, vergegenwärtigten uns die Räume im Hübner Areal, ließen die Ausstellungsetagen in der Hafenstraße revue passieren.
Viele Gespräche mit Künstlern und Kuratoren kamen uns in den Sinn. Es waren jedes Mal tief menschliche Begegnungen.
Joseph Beuys war in unserem Gespräch diesmal interessanterweise kein Thema. Seine in maximale Zwiespältigkeit gerückte Gestalt kümmerte uns so wenig wie das Schlagwort «Antisemita», welches seinerzeit der Spiegel für die d15 geprägt hatte.
Anders als bei Traumata, die sich als negative Energie im Körper einlagern, hatte sich bei uns das Licht und die Wärme eingelagert. Das hätte ich nicht gedacht. Mein Kopf hatte einst befürchtet, dass das unverschämte und ein bisschen geniale Unwort «Antisemita» einen bleibenden Eindruck hinterlassen und das, was wirklich gewesen war, verdrängen würde. Mein Herz hat eine ganz andere Erfahrung gemacht.
Darüber habe ich mich gefreut. Danke für das Gespräch, Berenike.
Gruß