…geheimnisvoll…

      Admiral

      Monarchfalter

Hier ist nicht die Frage: «Welcher Schmetterling ist schöner?» Auch nicht: «Welcher von beiden kann mehr?»

Schmetterlinge übertreffen zwar unsere sämtlichen Vorstellungen und stehen für erstaunliche Rekorde – manche fliegen von Indien über den Himalaya und zurück, andere graben in der Wüste einen 8 Meter tiefen Kanal in den Sand und warten dort jahrelang im Verpuppungsstadium, wieder andere haben Riesenflügel und nochmals andere ernähren sich nur vom Sonnenlicht –, doch sie sind ungeeignet für Rankings und großes Palaver.

Und sie sind geheimnisvoll organisiert. Im Moment dürftest du bei einem Admiral nicht  erkennen können, ob es ein schwaches Exemplar ist, das hier bleiben musste, weil es für die Reise mit den Zugvögeln in den Süden zu schwach ist? Es könnte auch ein Immigrant aus Russland oder Finnland oder Norwegen sein, der bei uns überwintert? – Wir sehen zwar das ganze Jahr Admirale, doch es sind längst nicht immer einheimische…

Noch geheimnisvoller wird es beim Monarchfalter. Ich wäre als Mensch recht gerne genau so ein Monarchfalter. Ich meine, es muss ein großartiges Lebensgefühl sein, sich auf gigantisch große und abenteuerliche Reisen zu begeben und zu wissen, dass das Ziel erreicht wird, auch wenn ich unterwegs irgendwo erschöpft liegenbleibe. Genau dieses unerträglich leichte Lebensgefühl hat ein Monarchfalter beim Start. Er weiß um das Ziel, das liegt 4.000 Kilometer im Süden. Er braucht einige Generationen, bis er ankommt. Am Start weiß er ganz genau, wohin die Reise geht. Unterwegs wird er sterben, doch die Generation, die nach ihm kommt, kennt den Weg – und so immer weiter, bis die Ururenkel am Ziel ankommen. 

Ähnlich weit vorausblickend haben Menschen vor 300 Jahren den Bergpark Wilhelmshöhe angelegt und Bäume und Arrangements gepflanzt, die wir heute als kunstvollen Baumbestand bewundern. Die Pflanzer wussten, wie der Bergpark einst aussehen würde, doch sie selbst haben ihn nie gesehen, wohingegen wir die Richtigkeit ihrer Vision bestätigen und uns vor dem gigantischen Baumbestand mit einem Selfie verewigen können.