Gestern waren mitten am Nachmittag im Nachbarsgarten zwei Katzen derart aneinaneder geraten, dass sie sehr laut wurden, die Haare aufstellten, wie Salzsäulen erstarrt einander gegenübersaßen und anhaltend furchteinflößende Geräusche von sich gaben. Zum Angst kriegen.
Irgendwann bewegte sich die eine und dann die andere und der Spuk löste sich auf. Diese Katzen sind zwei von mehreren Katzen, die regelmäßig durch unseren und den Garten der Nachbarn gehen und ihre Erkundungsgänge machen. Dabei gelten unter ihnen strenge Regeln und sie sind voreinander mindestens so vorsichtig wie es die Vögel sind, wenn sie eine von ihnen sehen. Revierchecks, wie wir gestern einen miterlebt haben, gibt es immer wieder, dies allerdings meist nachts, und die Checks gehen fast immer ohne Kämpfe aus. Und ohne dass eine der streitenden Katzen das totale Durchgangsverbot von der anderen verpasst bekommen würde (wie sollte sie ein solches Verbot auch durchsetzen?)
Von Katzen können wir Menschen viel lernen, auch was ihren Umgang mit Territorien und deren Nutzung betrifft. In ländlichen Umgebungen gibt es Nutungsrechte des Landes, Durchfahrts- und Durchgangsrechte, an denen niemand rüttelt, auch nicht zwei aneinander angrenzende Bauern, die sich höchst mittelmäßig bis gar nicht mögen. Der gesunde Menschenverstand und oft eine Kette von grundbuchamtlich verbrieften Abmachungen machen das möglich.
Auf globaler Ebene scheint es dies zur Zeit nicht zu geben, da werden keine Gedanken an die misslichen Folgen bestimmter Gedanken verschwendet, da wird nicht in Ideenzusammenhängen gedacht, so kommt es mir wenigstens vor. Es wird drauflos gedacht wie im Vollrausch, wo das Denken erfahrungsgemäß nicht mehr funktioniert. Sandkasten-Rocker-Gebaren auf internationaler Ebene. Mich dünkt, die manchmal jeglicher Ideenzusammenhänge baren Beschlüsse, die in der Coronakrise weltweit gemacht wurden, zogen nur immer noch verrücktere Schlüsse hinter sich her, ein Sammelsurium von Gedankenschrott, eingebettet in ad hoc ausgerufene absurde Gesetze. Und irgenwann wurde aus dem Gedankenschrott ein Gedankenbankrott.
Vielleicht waren die Nichtgeimpften die, die das alles am eindringlilchsten mitbekamen. Dafür gab es nicht mal von ihren besten Freunden ein Verständnis, im Gegenteil, die fanden sie plötzlich komisch, überempfindlich. Dass Nichtgeimpfte durch neue Maßnahmen oft ganz direkt ausgeschlossen, zum Nichthandeln gezwungen waren, dafür hatten die Freunde, denen anders zu leben erlaubt war, kein Verständnis. Das Denken in Folgeketten oder in Zusammenhängen war ihnen abhanden gekommen, gleich wie klug sie sonst sind.
Und nun werden weltweit Konten gesperrt, Hähne abgedreht, Geldhähne, Gashähne, vor allem aber Gefühlshähne, es werden in einer Zeit, in der die Welt schon tausendmal vermessen und zugeteilt worden ist, Grenzen gekapert, Grundrechte ausgeschaltet, Kriege geführt. Und dies alles auf dem Hintergrund einer Kurzatmigkeit im Denken, dass wir bald nur noch mit den Folgen falsch gemachter – und sofort umgesetzter – Gedanken zu tun haben werden.
Da ist dann so viel Dunkel um das menschliche Denken drumrum entstanden, dass, nach der Theorie des halbvollen statt halbleeren Glases, plötzlich ein hellleuchtendes Licht menschlicher Gedanken erstrahlen müsste, das sich Zusammenhänge erschließt, die längst erschlossen zu haben schon lange der Inhalt unserer Träume ist.