Selbst ist der Hamster

«Ein Leben wie im Hamsterrad», dieser Spruch hat als Beschreibung der eigenen Befindlichkeit einen schlechten Ruf. Alle wollen, so sie ein solches Lebensgefühl haben, möglichst schnell aus diesem Film raus. Raus aus dem Wahnsinn mit dem Hamsterrad, nie wieder rein ins Hamsterrad, und so weiter.

Doch warum eigentlich diese negative Einstellung zum Hamsterrad?

Noch schlimmer: nicht nur jene Perverslinge, denen vorgeworfen wird, sie hätten das Hamsterrad erfunden, stehen in der Kritik, auch die Hamster selbst werden angemacht. Warum gehen sie überhaupt rein ins Hamsterrad? Ist ja nur gefährlich für ihr Herz. Und die Psyche dreht irgendwann wohl auch hohl. Das müssten sie sich doch gar nicht geben. Würden sie nicht reingehen, dann gäbe es auch schon lange keine Hamsterräder mehr.

Bei diesem ganzen Hin und Her, habe ich die Frage: hat schon mal jemand der Seele eines solchen Hamstes nachgespürt, der da Hals über Kopf ins Rad springt? Kann sich einer vorstellen, was für ein schönes Gefühl das sein muss. Da hast du ein Leben voller viereckiger Wände und Einschränkungen, und, schwupps, ein kleiner Sprung über den Abgrund und du bist im Paradies, kannst deinen Träumen nachhängen, um die Welt rennen wie seinerzeit Forrest Gump, der drei Jahre am Stück joggte. Ein Hamster liegt nicht rum wie ein apathischer Löwe, gefangen auf engem Raum im Zoo, ohne Ausöauf, nix. Der Hamster kriegt gratis ein Fitness-Studio in seinen Käfig und schon geht die Sonne auf. Wann immer er will, kann er über sich hinauswachsen.

Die ersten Hamster sind inzwischen so menschenähnlich geworden, dass sie am liebsten auf Kreuzfahrten unterwegs sind und im Käfig an der Glaswand raus auf den Ozean schauen. Und ganz nach ihrer Lust springen sie vom sicheren Käfigboden ins Laufrad, vergessen den Käfig, die Glaswand und alles um sich herum und rennen, von Angesicht zu Angesicht im Angesicht des riesigen Ozeans.

Gruß