So funktioniere das Hirn, erzählte Gerald Hüther einmal in einem seiner Vorträge, in denen es ihm manchmal eher um die Belustigung des Publikums geht als um die Mitteilung von Fakten: Der Mann ruft in der Anwaltspraxis seiner Frau an, die sehr busy ist. Er sagt: «Du weißt, dass wir heute Besuch zu Hause haben.» «Gut, dass Du mich daran erinnerst», sagt die Gattin, «ich geh dann noch schnell einkaufen, ok?» Und so kauft sie nach Büroschluss ein und trägt zwei Tüten durch den Centralpark nach Hause, in ihnen gibt es Sekt, Snacks, einen Salat, Avocados und Zitronen. Sie hat an alles gedacht. Es dunkelt schon, ein Mann tritt aus einem Gebüsch, stellt sich ihr in den Weg, reißt den Mantel auf, er ist ein Exhibitionist. Sie denkt: «Mist, ich hab‘ die Shrimps vergessen!»
So funktioniert also unser in Konstruktionen verstricktes Gehirn, assoziativ, vergleichend, die Gedanken und Wahrnehmungen unscharf aufeinander beziehend, selten lernend, meist hingegen schlussfolgernd. Deshalb hätten Wildesel vielseitiger vernetzte Gehirne als Hausesel, auch dies eine Erkenntnis aus dem Vortragsrepertoire von Gerald Hüther. Leuchtet mir alles ein und zwar so schnell, dass ich allen Grund habe zu zögern, was ich allerdings wiederum nicht tue, denn ich bin einfach nur glücklich, dass ich einmal etwas aus der Neurowissenschaft auf Anhieb kapiert habe.
Ist deshalb in meinem Hirn das Autobahndenken am Werk? Vergleichbar einem Hausesel? Vielleicht, denn so einfach, wie es hier vorgestellt wird, kann Denken schlichtweg nicht sein.
Fragende Grüße