Telefon mit Wählscheibe

Alfred Hitchcock von seiner besten Seite

Komisch, was hat er sich da wieder ausgedacht, mag heute ein junger Kinogänger sagen, wenn er sich im Open-Air-Kino einen alten Hitchcock reinzieht und sieht, wie der berühmte Regisseur einen Verfolgten in eine Telefonzelle rennen, Kleingeld aus der Hosentasche klauben, es umständlich in einen Schlitz stecken lässt und wie der Held ein schweres Gerät an einer gewundenen dicken Schnur ans Ohr nimmt und mit seinen Fingern an einer Drehscheibe mit dem Zeigefinger x-mal eine Nummer wählt und wie dann vom anderen Ende der Leitung eine Stimme hörbar wird.

Mir wird es warm ums Herz, wenn ich sehe, wie Hitchcock in seinen Filmen das Telefon einsetzte. Das gibt es heute ja alles nicht mehr, aber ich werde wie in mein altes Leben zurückgeholt. Ach, wie haben sich doch die Zeiten geändert. Als meine Großmutter in den Bergen das erste Telefon installiert bekommen hatte, zog sie sich schön an, wenn sie runter ins Dorf telefonieren wollte. Und sie schickte einen ihrer Buben zu den Leuten, die sie anrufen wollte, um ihnen anzukündigen, dass sie jetzt dann ein Telefonat bekämen. Der Bub war drei Stunden unterwegs, um die Botschaft auszurichten. Dann frisierte sich die Großmutter und ging ans Telefon, nahm den Hörer ab, drehte solange die Wählscheibe, bis die Nummern alle gewählt waren und als sich die Stimme am anderen Ende im Tal meldete, bekam sie einen Adrenalinschub.

Und heute? Überall diese Computer-Mit-Demi-Finger-Wegwisch-Stationen, die bimmeln, vibrieren und leuchten und immer meinen, sie kämen zu kurz. «Bist Du noch länger im Bad beschäftigt, Schatz», flötet der Lover aus dem Bett ins Handy. «Nein komm doch rüber, es hat für beide Platz», flötet sie auf ihrem Handy aus dem Bad zurück. Auch nicht schlecht klar, ich sagte ja nur, wenn in einem Hitchcock eine Telefonierszene kommt, gehen in mir alte Erinnerungen los und das macht mir seine Filme besonders wertvoll.

Herzlich