Erweitertes Leben vor der eigenen Haustüre

In einem einstündigen Gespräch erzählt der englische Autor Robert Macfarlane über das Leben von Flüssen. Sie generieren sich immer neu, einmal im Sinne von Heraklits Aussage, wir würden nie in denselben Fluss steigen, doch sie sind auch permanent mit uns im Gespräch und beeinflussen und bereichern unser Leben. Robert Macfarlane zeigt, dass es ein Geschenk ist, wenn wir uns von Flüssen ansprechen lassen und sie als Lebewesen wahrnehmen, das mit uns in Interaktion ist. 

Und dann: Flüsse haben mit dem Tod zu tun. Oft suchen verzweifelte Menschen in ihnen Trost und springen in sie hinein, weil Flüsse auch die Verzweiflung kennen. Oder wir gehen an ein Wasser und spüren, wie sich die Verstorbenen melden. 

Im Umgang mit meiner Großmutter

   

fühle ich mich an einem solchen Ufer angekommen, es ist wie das dritte Ufer eines Flusses. Sie, mit der ich im Leben keine einzige warme Begegnung hatte, fließt meiner Seele aus dem Jenseits zu und zeigt sich in einer entwaffnenden Größe und Heiterkeit und Zugewandtheit. 

Das ist ein Geschenk. So wie jeder Fluss – und dies umso mehr, je natürlicher seine Beschaffenheit ist – für die Erde, die Landschaft, Menschegemeinschaften und für einzelne Menschen ein Geschenk ist. 

Herzlich