Eigentlich betrüblich, wie ungeniert anständige Leute von ihrer Karriere reden, wo doch Karriere nicht ohne Kohle zu machen ist. Und das mit der Kohle hat doch zumindest Aspekte, die zu hinterfragen, ja kritisch zu hinterfragen nicht von der Hand zu weisen ist, während Karriere eine Art Blancoschein für die Glückseligkeit bedeutet und das Gute an sich bedeutet.
Mir kommt niemand in den Sinn, der nur Karriere und keine Kohle gemacht hat. Na ja, vielleicht zur Zeit mag dieses Dioskurenpaar des weltlichen Glücks ein wenig auseinander driften angesichts der Absagen und Nichtkäufe in Kultur und Wirtschaft. Da können es die karrierebeständigsten Leute und Produkte sein, wenn sie nicht auftreten können beziehungsweise nicht gekauft werden, können sie noch so weit oben stehen auf der Karriereleiter es hilft alles nichts.
Bringt also auch hier, bei diesem wenig bedachten Punkt, die gegenwärtige Lage eine neue Vernunft ins Geschehen!?
Ich träume ja immer wieder von einem Superstar, der alles dafür tut, ein großer Star zu sein, aber kein Geld dafür nimmt, weil er einfach nichts mit dem bösen Mammon zu tun haben will.
Bei mir selber ist es nun so, dass ich manchmal denke, ich würde, hätte ich die Eier und das Geschick für eine Karriere, auf diese verzichten, und dies aus dem einzigen Grund, weil ich befürchte, ein kapitalistisches Schwein zu werden, sollte ich einst mehr Geld besitzen als zum Leben in Deutschland nötig ist (in Deutschland wohl bemerkt, denn ein Leben in der Schweiz, wo ich herkomme, kann ich mir aus Geldgründen nicht vorstellen, beziehungsweise nicht leisten – es ist einfach zu teuer für mein Portemonnaie).
Klar, am besten mach ich das unrühmliche Kapitel gleich wieder zu, bevor seine Sprengkraft völlig zur Entfaltung kommt: Ob Karriere immer mit oder auch mal ohne Kohle zu machen ist, soll mein Problem nun wahrlich nicht sein.
Was mich umso mehr bewegt, wenn es um Rankings geht, das Leben und Ableben von Robert Walser, der von seiner Familie in die Psychiatrie abgeschoben und irgendwann an einem Wintertag irgendwo einsam in der Pampa im Schnee liegengeblieben und gestorben ist. Er ist für mich ganz oben auf der Leiter, ist der eigentlich große Walser, da kommt keiner an ihn ran, auch nicht der große Schriftsteller gleichen Namens vom Bodensee. Für mich steht Robert Walser ganz oben, doch Geld hatte er nie, nicht mal für das Zugbillett. Und auch für ihn war die Schweiz vor allem eins, nämlich zu teuer.
Gruß