Menschen müssen Muße haben. Haben sie zu wenig davon, fehlt ihnen was. Kommt die Muße ganz abhanden, wird es gefährlich.
Gerade bei Bedrohung ist es besonders schwer, Ruhe zu bewahren, oder eben: der Muße zu pflegen. Schlechtes Gewissen, der unmittelbare Drang helfen zu wollen, eine Gier nach Information – all dies droht die Bedrohung ins Unermessliche zu steigern. Und das, was uns Muße geben kann, rückt in weite Ferne.
Die neue Ausgabe von Psychologie heute schreibt: «Es sind sonnige, klare Tage in Deutschland und eigentlich würden wir aufatmen und sagen: Der Winter ist vorbei, das Leben kehrt zurück. Aber es ist alles anders als sonst, und wir alle sind erschüttert über den Krieg in der Ukraine und das Leid der Menschen und den Tod. Wenn uns heftige Krisenereignisse überwältigen, dann suchen wir intensiv nach Informationen, sagen Psychologinnen und Psychologen.» Und Psychologie heute nimmt uns wie die ungebetene Psychologen-Mama an die Hand und führt uns vor, wie wir einerseits auf dem aktuellen Stand bleiben mit den Informationen und uns andererseits nicht in einem Strudel negativer Nachrichten verlieren müssen.
Na, ihr müsst selber nachlesen, ob das wirklich Hilfe kommt. Und überhaupt: wer braucht da Hilfe und wer nicht? Und wer geht ganz andere Wege und bleibt trotzdem und deshalb vielleicht erst recht auf Linie im Sinne von informiert, positiv, zugewandt, kritisch vielseitig, hilfsbereit und hilfsfähig? Ich hoffe, dass viele diese ganz anderen Wege gehen, es gibt sie, wir alle kennen sie, der rote Faden dazu liegt in uns, und nur jede und jeder für sich kann ihn aus sich heraus ausrollen…