Es ist bemerkenswert, wie unbedarft der Begriff «Antisemitismus» verwendet wird. 

Der derzeitige israelische Verteidigungsminister hat gestern Menschen, die sein und seiner Armee Vorgehen im Gazastreifen und im Westjordanland kritisieren, zu «Antisemiten» erklärt. 

Dass arabische Menschen im Gazastreifen und im Westjordanland und jüdische Menschen in Israel gleicherweise zu den Semiten zählen, scheint keine Rolle zu spielen. Und so kann jemand Semiten, die Semiten kritisieren, die Semiten töten, als «Antisemiten» bezeichnen, ohne dass ein solches Reden hinterfragt wird. 

Hinzu kommt, dass, wer, wie ich, den Begriff «Antisemitismus» in Frage stellt, in Kauf nimmt, als «Antisemit» eingestuft zu werden. 

Dennoch, ich habe mich – letztlich als Erfahrung aus hundert Tagen documenta fiteen – entschlossen, auf den Begriff «Antisemit» zu verzichten.