Ist Boris Pasternaks Roman Doktor Schiwago ein Fall von Stalking?
Auf eine solche Idee muss man erst kommen, doch ist man erst darauf gekommen, lohnt sich eine Betrachtung über diese Frage durchaus.
Schiwago erkennt Lara früh als jenes Wesen, das seine Seele aufwühlt wie nichts anderes. Eine Begegnung ist es noch nicht, weil Lara es vorerst gar nicht mitbekommt. Später wird Schiwago Lara im ganzen riesigen Russischen Reich suchen und ihr intensiv nachstellen. Er wird sich über sie kundig machen und ist ihr verfallen.
Das alles kann in Stalkingsprache übersetzt werden. Im Fall der Jahrhundertliebe zwischen Lara und Schiwago (sie wird später seine Liebe erwidern und sich ihr dennoch immer wieder auch entziehen) scheint mir ein solcher Vergleich gründlich daneben zu gehen, ja, mich dünkt es geradezu absurd zu ein, diese großartige und einmalige Liebe unter einem solchen Unstern betrachten zu wollen.
Doch heute, wo für tiefse Zusammenhänge manchmal die oberflächlichsten Schlagworte angewendet werden, ließe sich selbst die Liebe im Herzen von Doktor Schiwago, die viele Millionen Menschen ergriffen und ihm selbst das Herz zerrissen hat, unnötig säkularisieren.
Ich tu’s nicht – du sicherlich auch nicht, odrr 😉.
In diesem Sinne herzlich