«Von jungen Juden wünsch‘ ich mir…»

Die Schauspielerin, Kolumnistin, Gerichtsreporterin und Autorin Peggy Parnass ist heute fast hundert Jahre alt und lebt in Hamburg.

Sie sagte kürzlich:

«Von jungen Juden wünsch‘ ich mir, was ich mir von allen Menschen wünsch‘, nicht nur von jungen Juden – überhaupt: dass sie warmherzig sind, tolerant sind, offen anderen gegenüber, dass sie mit offenen Armen leben, bereit sind andere zu umarmen (…), dass sie liebevoll sind. Ich wünsch‘ mir natürlich nicht nur von jungen Juden, sondern überhaupt von Menschen, dass sie liebevoll sind.

Eigentlich müsste das ja alten Juden in Deutschland sehr schwer fallen, eigentlich müssten sie nach ihren Erfahrungen sagen: wie soll ich denn lieben, wie soll ich denn liebevoll sei, bei diesem Schweinepack!? Soll ich die auch noch lieben? Wieso?!! –

Aber es ist anders: Alle, die ich kenne und die im KZ waren, Schreckliches erlebt haben, hassen jetzt nicht andere! Es ist nicht zu begreifen, sie leben liebevoll. Meine Tante Flora, die ja zwei Jahre in Auschwitz war, voll Liebe, voll Liebe. Und nicht nur sie, sondern überhaupt – meine Freundin Esther, sie war auch zwei Jahre im KZ. Und ihr Leben besteht daraus, sich für andere einzusetzen. Es ist schwer verständlich, sogar unverständlich, dass sie die Menschen lieben können.»

Die Hamburger Legende Peggy Parnass darf so sprechen, davon bin ich überzeugt. Sie lebt vor, was sie an anderen Menschen zu beschreiben versucht. Ich bin von ihr beeindruckt. 

Und mit das Beeindruckendste an ihren Ausführungen ist der große Raum, den das Schweigen in ihrem Reden einnimmt,

herzlich