In der Zeitschrift Die Zeit erklärte ein Experte der KI-Entwicklung kürzlich, dass KI auf allen Gebieten komplette Erneuerungen mit sich bringen und die Menschen sich in der alten Welt bald nicht mehr auskennen würden. KI werde schon in wenigen Jahren unser Leben vollständig umkrempeln und auf ein höheres, besser funktionierendes Niveau heben.
KI-Intelligenz-Bestie
Solches von diesen Experten zu lesen sind wir gewohnt. Doch der Mann, der nicht mehr zur jungen Generation gehört und, anders als diese, noch in klassische Konzerte geht und andere Vergnügen pflegt, die junge Menschen heute gar nicht mehr kennen, soll im erwähnten Zeitartikel – ich muss das so formulieren, weil ich vom Artikel, den ich hier erwähne, nur von Dritten weiß und solche Sachen selber eher nicht lese – dann die erstaunliche Bemerkung gemacht haben, dass er trotz dieses großartigen neuen Lebens weiterhin Bücher lesen werde.
«Das ist genau das Niveau«, dachte ich, «sie halten sich für superkluge und auch noch originelle Leute, doch im Grunde sind sie borniert und dumm.» Entschuldigung, aber wenn er A) kräht und mitteilt, dass er weiterhin Bücher lesen werde, dann muss er mit B) ergänzen und sagen, dass in Büchern mehr drinsteckt als in KI.
Das würde dann promt heißen, dass Menschen mehr können als Algoritmusmaschinen.
Franz Kafka schrieb einmal: «EIN BUCH IST DIE AXT FÜR DAS GEFRORENE MEER IN UNS.» Das wusste einer, der nicht aus biederem Chauvinismus heraus Bücher las, sondern welche schrieb, um zu überleben.
Der KI-Experte würde mir vermutlich auf die Schulter klopfen und sagen: «Gutes Zitat, seh ich auch so. Und Kafka – den mag ich sowieso.»
So zu reden sei ihm vergönnt, es bewiese sogar seinen Geschmack. Ich denke nur, wenn er in der Zeit seine KI-Begeisterung an die Leserschaft bringt, darf er nicht so über Bücher im Allgemeinen reden.