What’s new in different

Da saßen wir auf der Veranda vor einer Hütte in den Schweizer Bergen und der pflanzenkundige Besuch zeigte auf einen Schmetterlingsbaum, einen Riesenbusch an der Hausecke, auf dessen Blüten im Sommer manchmal zehn Schmetterlinge gleichzeitig herumspazieren, und sagte: «Der muss da weg!»  «Wieso muss der da weg», fragten die, die den Busch dort hingepflanzt hatten. «Die sind nicht erlaubt, das sind … ach, wie heißen die gleich wieder.» – «Neophyten?» – «Genau, das sind Neophyten, die gehören nicht hierher, die sind nicht erlaubt, die müssen weg.»

Und der Wolf in den Bergen muss auch weg, der Bär auch, sind zwar Tiere, aber die gehören auch nicht hierher, sagen zumindest bestimmte Gruppen. Und die Tauben? Oder, wenn wir bei den Pflanzen bleiben wollen: Die Rosen?! Die Tulpen?! Die Pfingstrosen?! Alles so gesehen Pflanzen und Tiere, die, teils selbst hergewandert, teils durch Kulturbegegnungen und imperialistische Vereinnahmungen nach Europa, in unsere Länder, in die Schweiz und in die Schweizer Berge gelangt.

Klar, das Springkraut hat wenig Feinde, ein Neophyt, der sich gigantisch auszuweiten pflegt. Hier in Kassel der Waschbär, ein Importprodukt aus Kanada, hat auch keine Feinde, und wir haben ihn in unseren Gärten unter den Treppen und Gartenschuppen, nicht selten unter den Hausdächern als recht dominante Haustiere, von manchen werden sie gefüttert, von anderen heimlich ‹beruhigt›, wie die Fachsprache für das Töten unliebsamer Tiere lautet.

Ein großes Thema, ein Fass ohne Boden, eine Büchse der Pandora sozusagen, denn erstens weiß niemand mehr genau, was wann da war und was nicht, und zweitens streiten wir über jeden einzelnen Fall, seien es die Wölfe, das Springkraut oder die hybriden Tulpen oder die Waschbären. Schwer sich da auszukennen, wirklich.

Eins aber ist einigermaßen sicher: Der große Schmetterlingbaum dort oben vor der Hütte in den Alpen, der bleibt, die Schmetterlinge, ob alte einheimische oder aus der Ferne zugeflogene, sind dankbar dafür…

Herzlich