Er war Atheist, nicht etwa nur so ein Mensch, der zurückhaltend höflich der Kirche fernsteht, sondern einer, der sie bekämpft und für gefährlich hält, weil sie die Menschen deformiere und unfrei mache. Der schönste Buchstabenverdreher, der ihm im Leben sogar mehr als einmal untergekommen ist, ist ‹Kriche› statt ‹Kirche›. In dieser Sinnentstellung ist für ihn alles enthalten, was Kirche sei. Ein glücklicher Mensch, der mit so simplen Zuordnungen durchs Leben findet, aber was die Kirche angeht, ist dieser Atheist wie Meursault in der Nacht vor seiner Hinrichtung in Camus‘ Roman L‘ Étranger.
Ein nicht so sehr die Weltanschauungen und die Frage nach dem Absurden im ganz normalen Leben triggernder Buchstabenverdreher, der neben seiner philosophischen Unverfänglichkeit auch noch die Eigenschaft der Positivität an sich hat, ist mir unlängst ich weiß nicht mehr wo begegnet. Jemand war grad so richtig dabei, das grundständig Böse in dieser Welt nach Strich und Faden zu verteufeln. Da schrieb er in seiner Hast und Weltverbesserungs-Ohnmacht statt ‹furchtbar› das wunderbare Wörtchen ‹fruchtbar›. Das Gesicht der Person war wie die Maske des Griesgrams in Marcel Marceaus Pantomimenummer, der die Maske nicht schnell genug vom Gesicht runterziehen konnte und lächeln wollte, aber ein abgrundfinsteres Gesicht dabei machte und umgekehrt.
Manchmal genügt ein einziger Buchstabe am falschen Ort weggeholt und am richtigen Ort hingemacht, und schon hat sich die furchtbare Welt in eine fruchtbare Oase verwandelt.
Grüße,