Von Karl Valentin gibt es hochaktuelle Anekdoten zum Thema ‹Olympiade› . Er beschrieb vom Olympiajahr 1936 ähnliche Erlebnisse, wie sie Sportlerinnen und Sportlern bei der gerade eben zu Ende gegangenen Olympiade in ähnlicher Weise ebenfalls widerfahren sind.
Karl Valentin ganz allein im Olympiastadion
«Wie kam es,» fragte er sich erstaunt, «dass ich zur Olympiade zu spät kam??» Auf diese Frage antwortete er mit einem Stoßgebet, das uns nahe geht: «O Herr, bewahre mich bei der nächsten Olympiade vor solchen Etwaigitäten.» Kein Niemand saß nirgends nicht um ihn herum. Karl Valentin saß ganz allein im Stadion. Wie die vielen Sportler in Tokyo, deren einsame Wettkämpfe wir bis vor wenigen Tagen am Bildschirm verfolgten, auch sie waren ganz allein. Sie bekamen nicht mal richtig zu essen, ist durch die Medien gesickert. Denen glaube ich zwar nichts mehr, doch es habe nur Reisschleim und Gemüsebrühe gegeben. Allein essen wie in Isolationshaft. Und dann Höchstleistungen bringen, möglichst Weltrekorde. Kein Wunder bei diesen asketischen Athletinnen und Athleten, dass das auch noch funktionierte. Weil alle gedopt waren, sagen die Medien, aber wieso soll ich das glauben?! Jedenfalls mussten Rekorde her, damit die für die Spiele Verantwortlichen feiern konnten, öffentlich, auf großen Banketten, Nase an Nase, frivol.
Nun, Karl Valentin saß irrtümlicherweise einen Tag nach Beendigung der Spiele im Stadion. Kein Wunder, dass er allein war. Die Sportlerinnen und Sportler in Tokyo waren alle pünktlich zur Stelle. Etwaigitäten gab es in ihrem Fall keine, nur gewonnene oder verpasste Medaillen. Bei dieser Olympiade waren für sie die Bedingungen ein bisschen wie für Musiker wie Mozart vor 250 Jahren. Er, der siebenfache Goldanwärter in sieben verschiedenen Musikstilen seiner Zeit, hatte an den europäischen Höfen in der Kälte zu warten, bis es ins Festprogramm des Hochadels passte, dass er an die Tasten stürmte und die versnobten Gäste mit seinen Spitzenleistungen begeisterte. Für ihn kam dabei weder Geld noch sonstige Anerkennung rüber. Einzig Ruhm, den bekam er. Und für den Ruhm haben auch die Olympiasportler ihr Kreuz auf sich genommen.
Irgendwie gut, dass erstens mehr oder weniger alle wieder wohlbehalten zurück und zweitens diese Spiele ausgespielt sind.
Mit Gruß