Ungesehen

Ich habe gerade eben einen Beitrag nicht gespeichert und nun ist er, fertig geschrieben und mit Liebe und Spieltrieb hier und dort ironisch gebrochen, im Nichts verschwunden. So wie es diesem Beitrag ging, würde es dem darin beschriebenen Mäuschen gehen, sollte es auf die wahnwitzige Idee kommen, aus seinem Schattenreich ins helle Licht des offenen Rasen zu treten.

Das tut es aber nicht, denn es will leben und es weiß, wie es gut leben kann. Ich sehe es manchmal vor meinen Fenstern im Souterrain, wo ich sitze und schreibe. Ich schaue von unten hinauf in das Tageslicht, das von oben auf den Garten scheint. Auch das Mäuschen sieht die Welt, die wir, wenn wir uns im Garten ergehen, von oben sehen, nur von unten. Es sitzt oder stolziert auch mal zwischen den Stengeln der Farne und großen Blätter, die im Schatten zwischen den Büschen und Bäumen am Rand des Rasens gedeihen. Dort sehe ich es, wie es zu den Blattunterseiten hochblickt und sich in der Sicherheit des Nicht-Gesehen-Werdens sonnt. Sind wir uns darin ähnlich, ich und das lebensfrohe Mäuschen, das nicht ans Licht hinaus rennt, wo Katzen und Raubvögel auf es warten?

So, jetzt aber, bevor meine Geschichte unsichtbar wird, bevor sie jemand gesehen, geschweige denn gelesen hat, drücke ich den Sicherheitsknopf und übergebe die Zeilen der Öffentlichkeit, die sich mir wieder einmal wie Blätter von unten präsentiert.