zwei dösende Susi
Susi ist der neckische Übername für schlanke blonde Susannen oder braunäugig leichtfüßige Susannas, na ja, bei Susanna kürzen wir eher in Susa, aber worauf ich hinaus will: Die Susi sind bei den Finnen die Wölfe. Ach wie tut das gut in unserer Zeit, wo ich jedesmal, wenn ich in Graubünden eintrudle, zu hören bekommen, was «der Wolf» für eine Bestie sei. Kann er sein, sicher, aber das angenehme Wörtchen «Susi» verstehe ich nicht primär als Hinweis auf eine Bestie.
Wenn Finnen zum Wolf «Susi» sagen, wissen sie, von wem sie sprechen, anders als Marshall Rosenberg, der sonst durchaus viel Verdienstvolles geleistet, dem Wolf 🐺 aber einen Bärendienst 🐻 erwiesen hat. Die Sprache der Wölfe ist nicht zu vergleichen mit der Wolfssprache in der Gewaltfreien Kommunikation. Beweis: Die Finnen nennen den Wolf: Susi, und die Finnen wissen sicherlich mehr über den Wolf als Marshall Rosenberg über ihn gewusst hat.
Wie war das bei der Fahrt der Jukolabrüder im Roman Die sieben Brüder des finnischen Nationaldichters Alexis Kivis, als sie nachts splitternackt bei minus vierzig Grad aus ihrer brennenden Hütte flüchteten und schutzlos südwärts in die Sicherheit ihres Mutterhauses eilten und bei dieser Flucht stundenlang von Wölfen verfolgt wurden? Hatten die Brüder keine Ahnung von der Grausamkeit der Wölfe? Hatten sie, natürlich. Aber die Finnen nennen dieses Tier «Susi», und das ist schlichtweg eine tiefe Offenbarung über ihr Wissen um die Gesamterscheinung dieses einzigartigen Tieres, das uns Menschen übrigens in Sachen sozial einiges vormacht, auch wenn ich in Graubünden immer nur von Neuem höre, wie Wölfe in die Schafe gefahren seien und Blutorgien gefeiert hätten.
Wie Flurnamen viel über die Genialität eines Ortes verraten, so sagt das Wort «Susi» viel aus über den Wolf. Lass uns bei der Sprache in die Schule gehen, beispielsweise bei der finnischen Sprache, sie weiß uns Tiefes zu erzählen.