Klingt gut: Subjekthaftigkeit

Am Eingang zum Wald, direkt neben der Straßenbahn Endstation, steht ein Kreis von Menschen. Beim Nähertreten erkenne ich eine Schulklasse mit ihrer Lehrerin und zwei Helfern. Diese stehen außerhalb des Kreises, die Lehrerin innerhalb, ein Anblick wie im Geometrieheft.

Mein Kennerblick sagt sofort: Kinder-Steh-Konferenz.

Mein Kennerblick sagt sofort: Hierarchiefreies Feld.

Mein Kennerblick sagt sofort: Kinder und Erwachsene auf Augenhöhe.

Mein Kennerblick sagt sofort: Das Kind wird als Subjekt gewürdigt.

Soviel zur Theorie. Die Kinder stehen alle da. Wenn es stimmt – auch darüber gibt es Theorien -, dass die Körpersprache 90% dessen aussagt, was man gern mit Wörtern sagen können würde, aber der Körper ist schneller, hat mehr Aussagemöglichkeiten, wenn das alles stimmt, dann kann ich vom Schweigen der Kinder ablesen, dass sie sich langweilen. Das Schweigen der Wölfe im Schafspelz.

Sie schweigen. Kenn ich das nicht von der Pieke auf?! Zu meiner Schulzeit gab es das noch nicht: Partizipativer Unterricht, Subjekthaftigkeit, KiKo und Augenhöhe, vielmehr Verarschung und Haue, wenn Du aufmucken wolltest.

Und wer redet? Natüürlich: die Leehrerin. Sicher eine liebe Dame, gar kein Thema, gut ausgebildet wird sie sein, sehr engagiert, is ja klar. Aber in diesem Hierarchiefeld redet, genau wie damals, die Lehrerin (damals war es der Lehrer). Und die Kinder schweigen. Schieben Angepasstheit. Gähnen innerlich. Und das in einer Umgebung voller Matsch und Anarchie. Vielleicht doch nur schweigende Lämmer?!

Das alles riecht kein bisschen nach gelebter Demokratie. Aber es riecht, nämlich säuerlich und sauertöpfisch.