Schlaflose Nacht

Warum ich kommende Nacht nicht vor vier Uhr morgen schlafen werde, ist schnell erzählt.

Doch bevor ich dies tue, muss ich folgende Beobachtung loswerden. Es war der Kasseler Corona-Inzidenzwert noch nie so hoch wie gerade jetzt. Vor einem Jahr war er um zwei Drittel niedriger. Doch damals hatten sich die intelligenten Köpfe in unzähligen Dienstleistungen überboten, die auf totale Kontaktenthaltung hinausliefen. Die Einkaufskörbe im Supermarkt und in den Baumärkten waren vom Geldeinwurf befreit, wir konnten fast alle Erledigungen ohne Berührung fremder Materie erledigen und fühlten uns sicher.

Jetzt, bei einem Inzidenzwert, bei dem man vor einem Jahr noch alles und ein paar obendrauf dicht gemacht hätte, mussten wir, Berenike und ich, vorhin beim Einkauf, wieder mühsam am Einkaufswagen rummachen und das passende Geld aus dem Geldbeutel klauben und das Geldstück – iihhh – in den versifften Schlitz stecken, der voller was weiß für Erreger sein dürfte. Und danach muss der ja auch wieder raus und so weiter.

Zur Beruhigung und um mich nicht mehr über die Dummheit anderer Leute aufzuregen, zog ich mir mitten im Supermarkt einen Kaffee aus der Maschine. Biokaffee. Super, denk‘ ich, während ich gleichzeitig denke: Sch…, jetzt hast Du völlig ohne Grund so einen Pappbecher an der Arschbacke und den wirst du nicht wieder los, ohne die Umwelt zu belasten!

Der eigentliche Grund allerdings, warum ich den Pappbecher mitsamt dem Kaffee in der Maschine hätte lassen sollen, wurde mir einige Augenblicke später bewusst, als ich nämlich auf die Uhr schaute. Es war bereits siebzehn Uhr vorbei. Weil ich Dummerjahn nicht mehr schlafen kann, wenn ich nach sechzehn Uhr noch einen Kaffee trinke, werde ich diese Nacht viel nachdenken. Auch gut, ich mag das irgendwie, es muss jedoch freiwillig sein und nicht wegen einer Überdosis Koffein.

Irgendwie scheinen inzwischen alle blöd geworden zu sein, selbst ich.

Grüße