Ein noch junges Paar ist weltweit unterwegs, sie als Cellistin, er als Pianist, manchmal gehen sie gemeinsame berufliche Wege, er ist auch oft allein unterwegs. Beide sind Berufsmusiker, üben täglich, reisen viel, studieren ständig neue Stücke ein.
Und sie haben vier kleine Mädchen. Eine möglich Frage wäre: Was wird wohl aus diesen Mädchen. Diese Frage kommt bei Musikerkindern oft. Das Leben spricht mal so, dass aus solchen Kindern (selbstverständlich) Musikerinnen und Musiker werden, mal ergreifen sie allerdings ganz andere Berufe. Und manchmal, eigentlich gar nicht so selten, sieht es eine Weile nach einer Musikerlaufbahn aus und doch schlägt die Sache dann unvermittelt in eine komplett andere Richtung um.
Kürzlich wurde die Mutter der vier Töchtern interviewt und gefragt, wie sie und ihr Mann das denn alles unter einen Hut brächten, das Reisen, Musizieren, Üben und dann die vier Kinder. «Gar nicht», habe die Mutter gesagt, ohne länger über diese Frage nachzudenken.
Ist dies zu bedauern oder zu begrüßen? Frag die meisten Pädagoginnen oder frage Tom Hodgkinson, den Autor des Buches LEITFADEN FÜR FAULE ELTERN. Pädagogen bedauern, Hodgkinson jubelt, denn, so seine Meinung, wer nicht daran glaube, alles in der Erziehung richtig zu machen, sei voll auf dem richtigen Weg. Diese Einsicht erleichtert laut Tom Hodgkinson den Schritt, das Unmögliche gar nicht erst zu probieren. Denn es ist unmöglich, aus den Kinder das zu machen, was sich Eltern, Lehrerinnen und zuletzt die Vertreter des Staats so in ihren Köpfen zurechtlegen. Zum Glück! Klar ist es in Ordnung, sich um die Kinder und ihr Wohl zu bemühen und viel (nicht unbedingt das Letzte) zu geben. Doch das Wichtigste sind noch immer die Kinder selbst. Und die haben gemeinhin Ressourcen, da kommt keine noch so grottenschlechte Schule hin, diese Ressourcen zu zerstören.
Ich hoffe, die Mutter hatte kein schlechtes Gewissen, als sie sagte, sie und ihr Mann kämen mit der herausfordernden Situation «überhaupt nicht» zurecht. Es ist nichts, wo sie sich schämen muss, sondern, so sieht es jedenfalls Hodgkinson (und ich sympathisiere mit diesem Blick), sie darf entspannt zurücklehnen und gemütlich und tief durchatmen. Das Leben ist großartiger als es jede Schulweisheit.