Alles ist fertig

Es muss nur noch gemacht werden. 

Auf einer in einem Postkartenständer platzierten Karte las ich kürzlich: «Alles ist fertig; es muss nur noch gemacht werden.» Ein dehnbarer Gedanke, lustig und, je nachdem wo man hinleuchtet, weniger lustig.

Lustig zum Beispiel bei der Vorstellung eines Kuchens. Alle Zutaten sind parat auf dem Anrichtetisch, in vorgeschriebenen Mengen nebeneinander gestellt. Doch das schmeckt noch nicht, duftet nicht, nichts. Es ist noch nichts so weit, dass aus den getrennten Teilen der Kuchen erfahrbar wäre. Nicht eher, als bis alle weiteren Schritte gemacht sind, die dazu nötig wären. Selbstverständlich ist mit der Vorbereitung schon das meiste gemacht, der Kuchen ist praktisch fertig, doch es muss die Sache verlinkt, ineinandergerührt, zusammengeworfen, es müssen sämtliche chemischen Reaktionen und das Flüssigkeitsgeschehen sowie das Brandgeschehen aufeinander abgestimmt werden und dann wird langsam der Kuchen erfahrbar und dies mit allen Sinnen.

Weniger lustig, aber sehr real, ist, wenn wir den Kartenspruch auf Waffenproduktion und Krieg beziehen. Ein Krieg ist umso wahrscheinlicher, je fertiger die Waffen bereitstehen. Auch da lassen sich mit wenig Handreichungen die nebeneinander stehenden Beiwerke zum Krieg rasch miteinander vernetzen, verschieben, ineinander rühren und in ein Brandgeschehen einbinden. Wir alle wissen, wie schnell aus den fertigen Waffen ein Krieg angezettelt werden kann. Und ähnlich wie beim Kuchen suggerieren die vielen fertigen Produkte, die man nur noch zünden muss, dass sie dazu da sind, gezündet zu werden…

Alles ist fertig. Machmal lohnt es sich, diesen Zustand aufzulösen, den Kalten Krieg zu entspannen, die zusammengestellten Szenarien zum Verschwinden zu bringen. Mal so mal so, der gesunde Menschenverstand möge die Regie übernehmen!

Ich mag Kuchen, aber keinen Krieg, das wäre die Marschrichtung des in letzter Zeit von öffentlicher Seite wenig beanspruchten gesunden Menschenverstands.

Gruß