Archiv der Kategorie: Blog

Die Feder in der Karaffe

Er ging zu einer Wahrsagerin und klagte, dass er mehr Nähe zu einem lieben Menschen suche und ob sie helfen könnte. Sie sagte, er müsse zu einer anderen Tageszeit kommen.

Er wollte schon gehen, da zeigte sie auf die Wasserkaraffe vor ihnen auf dem Tisch und fragte, ob er seinen lieben Menschen in dieser Karaffe erkennen könne. 

Auf der Wasseroberfläche lag ein Federchen eines Eichelhähers. Er zog es aus dem Wasser und wusste nicht, wie ihm geschah. 

Im diesem Moment saß, weit entfernt, sein lieber Mensch im Café und schaute einem Vogelfederchen vor dem Fenster zu, das wiegend durch den Himmel tanzte.

Das Herz des lieben Menschen wurde groß. Er ging nach Hause, nahm die Schreibfeder in die Hand und wusste, was als nächstes geschah.

 

Krieg und Liebe

 
 

Ich sitze gerade über den Druckfahnen meines neuen Buches mit dem Titel: Hermann Kükelhaus – ein Dichter im Krieg. Im hinteren Teil des Buches stelle ich die Liebe dar zwischen Hermann, der mit einem Kopfschuss 1942 in Russland in einem Lazarett liegt, und Lotte, die Hermann als Krankenschwester pflegt.

Die beiden haben sich ineinander verliebt und planen einen gemeinsamen Heimaturlaub für Weihnachten 1942, was extrem schwierig ist. Doch es gelingt und sie sind einige Tage zusammen in Deutschland, wo sie sich verloben. Dann reißt der Krieg sie für immer auseinander, Hermann bleibt als Kriegsversehrter in Berlin zurück, sie muss als Krankenschwester zurück an die Front nach Russland. 

In diesen Tage schickt er ihr das folgende Gedicht hinterher:

Mädchen im Winter, Mädchen im Schnee! Mädchen, der Winter tut mir gar weh. Rosen und Ranken, die grünen nicht mehr: All unterm Himmel ist’s öde und leer. Nur am Herzen, da springet mir zag noch eine Rose im Wintertag.

Mädchen, die Rose blühet und sticht. Mädchen, mein Herz gedenket und bricht.
Sei nicht mehr gram! Komm, geh mit mir; wir gehen durch den Abend, es ist ganz still und dunkel vor der Tür – du wirst es sehn, ich nehme deine Hand, dass du nicht fällst und Schmerzen hättest an deinem Fuß.

Geh leis: wie blickt der Mond so gut!  Der große Mond, und alles hat ein Leben – gib acht, hier liegt ein Stein.  Er schläft; stoß nicht daran, Wir wollen niemand wecken!

Es tut uns allen weh, wenn wir aus unseren Tiefen müssen – wir wollen nicht sprechen; sieh, schon schweige ich, denn deine Hand liegt nun in meinem Herzen … Ich hab es so gedacht; wie schön, da es gekommen ist. Bist du so müd? Verzeih – ich lege meinen Arm an deine Schulter; so ist nun alles gut. Was sagt dein Mund? Nichts, nichts; dein Auge schließt sich nur –  wie bin ich froh, Dass du bald schlafen kannst!

Krieg und Liebe weiterlesen