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Zufall

Die Gedanken, die danach auf mich einprasselten, waren der reinste Zufall. 

Es war so: Auf unserem Weg, der über weite Wiesen führte, kam 20 Meter von uns entfernt hinter einer Hecke ein Hund herausgeschossen und rannte direkt auf uns zu, bog ab und rannte an uns vorbei weiter und verschwand für einige Zeit. Eine halbe Minute später kam ein Mann an der gleichen Hecke entlang, ganz mit sich im Frieden und mit einer Hundeleine um die Schultern. 

Wir kamen ins Gespräch. Er erklärte uns, warum er seinen Hund laufen lassen könne und wir fragten und er erzählte weiter. Ich kürze das Gespräch jetzt ab, jedenfalls rannte der Hund in großen Bögen um uns herum, verschwand für Momente, kam wieder, hatte zu arbeiten, schaute zu uns herüber und immer so weiter.

Der Mann sagte an einer Stelle im Gespräch: «Und wissen Sie, das sage ich jetzt nicht so gern, aber 80% der Leute, die ihre Hunde eng an der Leine führen und total unter Kontrollzwang agieren, sind Frauen. Immer wieder beschimpfen sie mich auch, nur weil ich meinen Hund frei laufen lasse – was ich natürlich nur da tue, wo es erlaubt ist.»

«80%!» Wenn das stimmt, dachte ich erschrocken.

«Kontrollzwang!» Ein fürchterlich unangenehmes Wort, dachte ich. 

Und eine Welle von Gedankenassoziationen wogte über mir herein, als ich über die Aussage dieses Mannes nachdachte: Der ganze Wahnsinn mit den Pferden heute: er wird betrieben von mindestens 80% Frauen. – Die Ministerinnen in Deutschland und in Brüssel, 80% Kontrollzwangverrückte. Und dann die weiblichen Bestsellerautorinnen, die ihr Lesepublikum so straff an die Hand nehmen, als wären wir halbdebile Idioten, die permanent gezeigt bekommen müssen, wo die Geschichte gerade lang geht und wie was mit was zusammenhängt – für mich oft auch eine Art Kontrollzwang. Dann die nächste Kuratorin der documenta in Kassel, machen wir uns nichts vor, es ist eine Frau mit einem sehr hohen Anteil an Kontrollzwang. 

Und so ging es immer so weiter in meinem Kopf, bis ich beim Autoverkehr angekommen war, der durch das hohe Aufkommen an Frauen am Steuer kein bisschen menschlicher geworden ist, sondern meinem Gefühl nach ist er (80%?) unmenschlicher geworden. 

Alles komplett unausgegorene Gedanken, ist mir schon klar, alles komplett anfechtbar. Ich bin sofort bereit, einiges davon zu differenzieren. So kann ich hier gleich schon mal damit beginnen, dass ich dem Mann mit seinem freilaufenden Hund – der Hund hatte an diesem Spaziergang eine überschwengliche Freude – nur teilweise Recht gebe. Seit seinem Statement sind mir unzählige Frauen, aber genauso auch Herrchen aufgefallen, von denen ich den Eindruck habe, dass sie wirklich nicht die geringste Ahnung von Hunden haben, mit der Folge eines daraus sich ergebenden Kontrollzwangs. Das Problem ist geschlechterübergreifend, und es ist ein Elend, ich schaue da dann einfach mal weg, so ein Elend ist das.

NOVALIS

NOVALIS (1772-1801)

Heute habe ich die fünfzehnte (15!) Folge über NOVALIS gefilmt. Ich lese jeweils einen bis drei Einträge aus einem Buch, das ich vor einem Vierteljahrhundert von Hand geschrieben habe. Das was ich jeweils lese, filme ich mit dem Handy.

Es ist eins meiner besten Bücher, wie ich finde. Und eins der dicksten. Kein Verlag würde es veröffentlichen. Da bin ich mir sicher. Deshalb habe ich es gar nie versucht. Kein Mensch hätte es gelesen. Wird es auch nie lesen, denn es wird nun schrittweise verschlossen.

In einigen Monaten bleibt vom wunderbaren Text nur ein Block zurück, der an die Form eines Buches erinnert und der, wenn man an seine Oberfläche klopft, tönt wie ein klingendes Stück Holz! 

Die Folgen stelle ich der Reihe nach auf Youtube – siehe Videos 

Ich freue mich, dass NOVALIS durch mein abseits von der Welt vollzogenes Tun seine Flügel über das Netz ausbreitet: NOVALIS verleiht Flügel 😇 

 

Dieses Tun macht mich ein Stück frei und zunehmend glücklich. Und schön ist auch, dass bis jetzt kaum jemand von diesem Projekt weiß. Ich habe es nirgends beworben, erzähle nur an dieser Stelle davon. Das wird sich ändern, wenn die ersten etwa 30 Youtubes freigeschaltet sind, dann werde ich es bewerben. Mal sehen, was dann passiert und ob etwas passiert. 

Bis dahin ist noch einige Zeit und ich mache weiter, als wäre ich der edle Kämpfer Siegfried, der Löwenbezwinger, der im Drachenblut gebadet hat und sich ab und zu im Kampf eine Tarnkappe überzieht, damit er unsichtbar ist. 

Mit Gruß und einem Lachen