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Intime(s) Tasten

Wie froh bin ich, wieder einmal Friedrich Guldas Einspielung des Wohltemeperierten Klaviers von Bach zu hören. Was für ein intimer Klang kommt mir da entgegen, welche Ruhe und Sicherheit im differenzierten Gestalten der Bachschen Musikwelt.

Gulda ist als Enfant terrible der Klassikwelt in die Geschichte eingegangen.

Über ihn gibt es unzählige Anekdoten, die sich gewaschen haben. Würde ich damit hier anfangen, würde ich noch Stunden weiterschreiben. 

In diesen Aufnahmen war der Ausnahmepianist von einem inneren Feuer berührt und getragen. Sie haben mit dem krachigen Gulda, wie er als berühmter Mann mehr und mehr auftrat, nichts gemein.

Oder gefallen mir seine Töne im Moment deshalb so gut, weil heute nach Wochen des Nebels und der herbstlichen Kälte wieder einmal vollumfänglich die Sonne scheint?

Herzlich

Mein Herz

Heute begegnete mir der Satz einer Frau vom Stamme der Cree (Kanada): «Zuerst musst du ein tapferes Herz haben, bevor du Macht erlangst.»

In diesem Satz wird der Zusammenhang von Herz und Macht angedeutet. 

Der erste Schritt ist der Entschluss, den Kopf vor dem Herzen zu neigen. Das ist schon viel und für viele schwer. Das Hinneigen zum Herzen tut dem Denken gut – und es macht dem Herzen Mut, denn es spürt, dass auf es gehört wird. Auch das ist schwer, dieses Auf-Das-Herz-Hören.

Die Medizinfrau Agnes Whistling Elk spricht von einem tapferen Herzen. Mit ein bisschen Einbildungsbereitschaft kann ich mir vorstellen, in was für hervorgehobenen Momenten des Lebens sich ein tapferes Herz für eine nordamerikanische Indigene beweist. Tapferkeit des Herzens ist größer, umfassender, schwerer zu ertragen, aber auch umgreifender als das bisschen Tapferkeit, das eine Verletzung an den Muskeln oder Knochen bedeutet.

Wenn ich in die Ab- und Untergründe meines Lebens leuchte, bedarf ich dieser Herzenstapferkeit. Ist sie groß genug, erlange ich in den dunklen Räumen meiner bisher von Angst und Verdrängung definierten Seele die Macht von Freiheit. Wenn ich so rede, spreche ich ausschließlich von mir, doch mir ist bewusst, dass ich in diesen Dingen ein ganz normales menschliches Wesen bin wie alle anderen Menschen auch, ob sie nun weiblich oder männlich sind.

Insofern rede ich vielleicht über meine Grenzen hinaus?

Herzlich