Phuahh, wir sind in den Bergen und machen grad winterdicht hier oben. Der Morgen noch voll im Nebel (auch sehr schön), doch dann (superschön) Aufhellung und gegen Mittag brach die Sonne mit aller Gewalt durch und der Himmel wurde herbstdichtblau und leuchtete in die an den Bäumen ihr Leben aushauchenden Blätter. Und, nur im Herbst, die ausgebreiteten Flügel der in der Höhe fliegenden Vögel wurden von unten beleuchtet.
Kürzlich hörte ich einen Vortrag von einem Arzt, der seinen Vortrag an sein deutsches Publikum mit den Worten eröffnete: «Wisst ihr eigentlich, dass ihr alle, die ihr hier sitzt, im Lotto einen Sechser gezogen habt?!» – Wussten die Leute natürlich nicht. Er erklärte es ihnen dann so: Sie würden in einem der schönsten, wohlhabendsten, sichersten und fortschrittlichsten Länder der Welt leben.
Seine Frage gilt in doppelter Weise in ein elpenländisches Publikum hineingefragt oder, ganz spezifisch, wenn es um Graubünden, und noch spezifischer, wenn es um den Herbst in Graubünden geht. HABT IHR HEUTE AUCH ALLE DAS GEFÜHL GEHABT, EINEN SECHSER IM LOTTO GESCHOSSEN ZU HABEN? Einen Sechser sozusagen im Bauch zu haben, auch wenn ihr kein Lotto spielt, nur da sitzt oder im Garten oder, wie ich heute, an den Wiesenhängen arbeitet?
Nun, wieso das alles nicht so einfach ist, darüber könnte natürlich auch ich ein Lied singen. Tue ich aber nicht, denn heute war ich, waren wir hier oben im Bündner Oberland mit der Sonne im Dauergespräch – durch einen solchen Dialog wird das Leben, auch das eigene Leben schlichtweg erhaben, auch wenn (leider, leider) noch nicht alle Bereiche meines Lebens ins Erhabene erhoben sind.
Herzlichen Gruß, umgeben von Kuhgebimmel,