Der größte Neophyt ist der Mensch. Er ist ein Kraut, dem nichts anderes gewachsen ist. Ursprünglich auf wenige Orte der Erde zerstreut, besiedelt er heute den Globus vom Nordpol bis zum Südpol und auf jeder erdenklichen Ausdehnung dazwischen.
Und er hat es übernommen, den Dingen nicht nur ihre Namen zu geben, sondern auch zu sagen, welche Pflanzen wo wachsen dürfen und wo nicht, welche Tiere überleben und welche verschwinden müssen. Inzwischen sagen das auch die einen Menschen den anderen und bauen Zäune und Mauern, damit es keine Missverständnisse gibt.
Doch nicht nur die Flora und die Fauna und die Menschheit selbst wird von Menschen zu beherrschen versucht, seit einiger Zeit hat der größte Neophyt entschieden, der Erde selbst ein Eigenleben abzusprechen. Neuerdings wollen Menschen bestimmen, wann Eiszeiten sind oder Hitzezeiten oder Wüsten oder das große Wasser. Ähnlich wie damals die Franzosen den republikanischen Kalender der Französischen Revolution eingeführt haben, so wurde das Zeitalter des Anthropozän ausgerufen. Seither hält sich der «Neophyt Mensch» für den wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde.
Er möge uns wohl bekommen, dieser neue Kalender, nicht nur der Erde, sondern vor allem uns. Sollte die Erde mit ihren Verbündeten anderes im Sinn haben, werden wir uns warm anziehen müssen.
Mit Gruß