Ganz schön blöd

Sie war ganz schön blöd, die nette Verkäferin im Fahrradladen hinter Salem am Bodensee an der Straße Richtung Heiligenberg. Als ich ihr mein Ventil zeigte, steckte sie es falsch herum in das Loch – doch halt, der Reihe nach.

Ich hatte im Baumarkt eine Fahrradpumpe gekauft, mit der richtig prall aufgepumpt werden kann, eine große, keine kleine, wie man sie beim Radfahren manchmal dabeihat. Die Pumpe hatte zwei Öffnungen für verschiedene Ventile. Passt, dachte ich, das Fahrrad, das ich aufpumpen wollte, hatte nämlich zwei verschiedene Ventile, ein ‹normales› und ein ‹französisches›. Ich stellte die Pumpe neben das Fahrrad, steckte das französische Ventil ins tiefere der beiden Löcher und begann mit dem Aufpumpen. Prima, passt, nach kurzer Zeit war der Schlauch prall voll. Dann löste ich die Pumpe vom Ventil und steckte die andere Öffnung auf das andere, das so genannte ‹normale› Ventil, und ich merkte sofort, dass das nicht passte. Mist.

Da ich schon mal bei einer Fahrradpumpe ein kleines Zwischenstück zwischen Pumpenloch und Venti gebraucht hatte, dachte ich unwillkürlich, dass ich ein solches Zwischenstück bräuchte und dass man mir das im Baumarkt hätte sagen können, aber da trifft man ja schon gar kein Personal mehr und außerdem hatte ich beim Kauf ja noch gedacht, ich hätte genau das richtige Produkt gekauft.

Mit diesem Produkt ging ich einen Tag später in den Fahrradladen zwischen Salem und Heiligenberg. Freitagnachmittag. Hochbetrieb. Alles drehte sich um E-Bikes der teureren Sorte. Nur die eine Verkäuferin und ich buken an einem kleineren Brötchen. Ich erzählte ihr umständlich die Sache mit den verschiedenen Verschlüssen, der auf das französische Ventil und auf das andere passen sollten, aber leider nicht passten. Da beobachtete ich, wie sie das abgeschraubte Ventilteil des so genannten ‹normalen› Ventils, das ich sicherheitshalber vom Fahrrad abgeschraubt und in die Tasche gesteckt hatte, damit keine Missverständnisse entstünden, wie sie dieses Teil falsch herum ins Loch der Pumpe steckte.

«Hähh!!», dachte ich und musste lachen. Ist das eine Verkäuferin im Fahrradgeschäft oder nicht?! Weiß nicht einmal, wie herum ein simples Ventil in ein Loch gehört, ich glaubs nicht. Das gibt’s nicht! Das ist ja super, das ist sensationell, dachte ich. Was richtet die sonst noch den lieben langen Tag im Fahrradladen an? Meine Fantasie sprang Kapriolen über dieser Vorstellung. Die Verkäuferin redete wirr drauflos. War ja klar. Ich verstand nicht, was sie mir sagen wollte. Natürlich passte nichts mehr, denn nun holte sie aus einer Schublade neben der Kasse aus einem Schubfächlein ein französisches Ventil, das eigentlich auf die Pumpe passt, doch auch dieses steckte sie falsch rum rein und plötzlich schien gar nichts mehr zu gehen. Plötzlich merkte ich beim Zuschauen, dass beide Ventile, das französische und das ‹normale› mittels des Fahrradpumpenlochs mit der tieferen Öffnung aufzupumpen waren, während das zweite Loch, wie ich in diesem Moment auf der Verpackung las (die ich klugerweise schon zu Hause hätte lesen können), für Ventile von Autorreifen gedacht war.

Ich nahm meine Pumpe wieder mit. Sie funktionierte ja für beide Ventile am alten Rad, das ich aufpumpen wollte. Ich bruachte weder ein zusätzliches Zwischenteil noch eine andere Pumpe.

Die Verkäuferin hielt ich für besonders dumm. Nun ja, wie ich meinen eigenen Denkfehler erkannte, verzieh ich ihr schleunigst, auch wenn ich, im Gegensatz zu ihr, noch nie in einem Fahrradladen mein Geld verdient habe. Das Verzeihgeschehen kam erst auf dem Heimweg so richt ingang.

Gruß