Erstaunlich, was der alte rabbiner Hillel lange vor Christ Geburt wusste und sagte und ins Gleichmaß besinnlicher Worte brachte.
Über die Jahrtausende hinweg sagt er zu mir und in meine Zeit herüber, ich hätte den erhabenen Auftrag, für mich selbst zu sorgen, schließlich wisse ich nie, wann die Welt mich brauchen würde.
Auf die Idee wäre ich nicht gekommen, jetzt, wo mir die Welt so klar zu verstehen gibt, dass sie mich nicht braucht, jedenfalls nicht solange ich nicht ihren Pflichten nachkäme. Und im Moment gibt es hier in Deutschland und Europa nur eine Pflicht, sie entscheidet, ob ich an der Welt teilnehmen darf oder ihr bitteschön komplett fern bleiben möge. Damit wir dieser Pflicht auch alle nachkommen, wird sie moralisch zu rechtfertigen versucht. Damit sie moralisch rechtfertigt werden kann, werden Statistiken und Zahlen ins Feld geführt, die schon lange nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun haben und vielleicht noch nie etwas mit ihr zu tun hatten.
Und wenn das gute Zureden nichts nützt und die Pflicht nicht erfüllt wird, dann können wir auch anders, dann gibt es halt Zwang. Was die Qualität unseres Schulsystems ausmacht, das gilt auch für andere Bereiche. Wer nicht freiwillig gern zur Schule geht, dem machen wir die Schule zur Pflicht. Und wer diese nicht erfüllt, den zwingen wir dazu. Und wenn die Worte nicht gehört werden und so ein kleiner Schulverweigerer noch immer nicht den Ranzen packt und losstiefelt, wird er von der Polizei in die Schule gefahren und dort am Eingangsportal den Lehrern oder Schulleiterinnen übergeben.
Das alles belastet zur Zeit meine Seele – Hillel hätte das keinen Deut interessiert. Der sagt mir, wie gesagt, im Schulterschluss über die Jahrtausende hinweg, ich solle was aus meiner Situation machen, ich solle für mich selbst sorgen. Warum soll ich das tun, versuche ich noch aufzubegehren, wo die Welt von mir sdch nur einen Gehorsam will, den ich nicht zu erfüllen fähig bin. Doch Hillel würde mich darauf hinweisen, dass wir nicht so genau immer wissen können, was die Welt wirklich von uns will. Und plötzlich will sie wieder was von mir, und dann, so Hillei, der alte Rabbiner, dann ist gut, wenn du parat bist, deinen Rucksack gepackt hast und loslegen kannst, weil du die ganze Zeit gut für dich gesorgt hast.
Und wie sorge ich für mich, wo ich mich so allein gelassen fühle? Ach, das weißt du doch ganz genau, kleiner Freund Hillels, das musst du hinbekommen, ob die Welt was will von dir momentan oder nicht. Und du musst es hinbekommen, egal was die anderen im Augenblick von dir wollen oder nicht. Und tröste dich, das war schon zu Hillels Zeiten vor über zweitausend Jahren so, und tröste dich nocheinmal: Für sich selbst zu sorgen war schon zu Hillels Zeiten schwer und es ist bis heute so geblieben.