Hoffnung

Brauchen wir Hoffnung? Wo wir doch schon das Leben haben?!

Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist, heißt ein Buch von Karl Valentin, dem leptosomischen Münchner mit den Lulatschbeinen und dem skurrilen Humor, der keiner ist und wo man trotzdem lacht.

Wir könnten heute leicht sagen, der Mann habe ja keine Ahnung gehabt, wie schlimm es wirklich sein kann. Ich bin mir allerdings sicher, würde Karl Valentin heute leben, fände er das Leben von heute nicht schlimmer als es für ihn damals schon war, wo er allerdings immerhin noch hoffte, dass es nicht so schlimm werde, wie es in Wirklichkeit schon lange war.

Er hat gehungert, hat unter Depressionen gelitten, hat in jedem Wort und Buchstaben, geschweige denn Satz oder Buchabsatz den Wahnwitz des Absurden gespürt, wie sollte der ausgemergelte Witzemacher nicht in einem Dauerzustand vergeblicher Hoffnung, nenne nwir sie ruhig Galgenhumor, dahinvegetiert haben.

«Von der Wanzen hab ich an direkten Abscheu, die mag ich nicht amal streicheln», sagt er auf S.185 in diesem Buch. Heute müsste, ja er dürfte gar nichts mehr streicheln, auch nicht seine Liebsten, gleich ob Tier oder Mensch. Und er müsste nicht mehr hoffen und auch nichts mehr sagen, ist doch längst alles gefühlt und gehofft und gedacht und gesagt, nur noch nicht von allen.

Mit Gruß und auf dem Totalrückzug vor dem (weitgehend von Nichtvätern gefeierten) heute in feuchtkalten Auen mit Bier ertränkten Vatertag,

herzlich