BEUYS

Mein Beitrag zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys ist keine Erkenntnis, sondern eine Frage. Es bleibt dabei. Es ist die Frage: «Beuys, wer bist Du?» Ohne Vornamen, in der Anrede mit dem Du. Soviel ‹Du› sei erlaubt, mit noch mehr ‹Du› will ich sein Wesen nicht provozieren.

Sein Wesen provozieren? Darum geht es, genau. Er selber hat viel davon offenbart. Und gleichzeitig verhüllt, wie mir scheint.

An dieser Stelle muss ich aufpassen, nicht in irgendeine Richtung loszudenken, los zu denken nicht mit meiner obigen Frage und nicht auf Beuys zu, sondern mit irgendjemand seiner vielen Kennerinnen oder Kenner im inneren Konflikt. Noch stärker als bei großen Namen der Vergangenheit, wie etwa Raphael, Rembrandt, Shakespeare, Goethe, Mozart, Schubert oder Michelangelo, ist das Reden über diese Erscheinungen etwas so ganz anderes als die Erscheinung selbst, dass ich mich doch eigentlich ganz gut und auf dem rechten Weg empfinden darf, wenn ich meine Frage stelle und aus ihr meine Schrittchen der Beantwortung vorordne und dann gelassen gehe: «Beuys, wer bist Du?»

Oder heute, anläßlich des besonderen Tages, in Majuskeln: «BEUYS, WER BIST DU?»

Dieser Tag wird mich umso mehr auf Spur halten, je besser es mir gelingt, in diese Frage versenkt zu sein – und es zu bleiben, bis die Sonne untergeht.

Einen besonderen Tag wünsch ich, herzlich