Immer heiter ohne Logik

Radiosprecher und Radiosprecherinnen habe ich schon immer bewundert, jedoch nie beneidet. Der Stress, sich beim Ablesen der Nachrichten zu verhaspeln, ist groß, die Gefahr der Selbstverleibtheit in die Sonorität oder Erotik der eigenen Stimme ebenfalls. Doch das Unüberwindlichste bei diesem Job ist für mich die professionelle Unverbindlichkeit, die beim Verlesen der Meldungen an den Tag gelegt werden muss. Die immer gleiche Abfolge bei immer gleichen Themen, zum Schluss die Resultate vom Fußball, ab und zu eine Frohbotschaft aus der Kultur und dann ganz zum Schluss das Wetter, dieser Routineablauf würde mich umbringen. Beim Wetter angekommen, kommt der Zuhörer dann bei sich selber an, und wenn Sonnenschein angesagt wird, ist die Welt, noch bevor die Nachrichten zu Ende sind, wieder mehr als in Ordnung und die apokalyptische Szenarien, die kurz zuvor auf uns niedergeprasselt sind, gehören der Vergangenheit an, sind weitgehend vergessen.

Weder die Auswahl der Meldungen noch die Formulierungen können Radiosprecher bestimmen. Wenn es unlogisch zugeht, haben sie ein souverän daherkommendes Tremolo in der Stimme parat. Am Schluss verabschieden sie sich mit liebevollem Elan und verraten, wer die Moderation innehatte und wer die Sprecherin oder der Sprecher war. Während sie dies sagen und damit ihre pure Präsenz beweisen, reden sie in der Vergangenheit, so als gäbe es sie nicht mehr. «Sprecher war Jonas Schulze», höre ich und denke: Du warst doch nicht, du bist. Und wenn du das nicht wissen solltest, ich höre jetzt in diesem Moment, dass du bist und sprichst. Was Jonas Schulze zum Schluss der Nachrichten sagt, ist unlogisch, schlichtweg falsch.

Lächerlich, sagt ihr vielleicht. Zumal, weil in den Nachrichten auch sonst recht viel Unlogischeres erzählt wird. Ich sage: Wehret den Anfängen.

Herzlich