Ab Mitte Juli ist mit ihrem Wegflug zu rechnen. Jetzt ist die erste Augustwoche vorbei und bis vor wenigen Tagen sind sie noch herumgesaust, in wilden, aufbruchsbereiten Gruppen aus erfahrenen Altvögeln und lustigen Greenhörnern, die mit den älteren Profis Formationsflüge für ein Geschehen übten, das sie erst noch kennen lernen.
Die Freude über das «Srriehh, Srriehh», mit dem sie firstnah über den Dächer und zwischen den Häusern durch die Luft schießen, ist groß. Auch wenn es ganz anders klingt, erinnert es an die hoch am Himmel ruhig ziehenden Kraniche auf dem Vorbeiflug über Kassel.
Jetzt sind sie weg. Sind nicht sichtbar und nicht mehr hörbar für uns, doch weg sind sie nur räumlich, aufgebrochen nach Süden, quer durch ein weites Deutschland, über die Alpen, nicht schwitzend wie die Radfahrer bei der Tour de France oder Tour der Suisse oder beim Giro d’Italia, sondern leicht, schwerelos, eine Art pfeilschneller Schmetterlinge, so schwer ist für unsere Augen ihre immer wechselnde, aufgeregt wirkende Flugbahn.
Der Moment ihres organisierten und vorher geübten Abflugs ist für mich wie das Ende des Sommers, selbst in diesem Sommer, der gar keiner war. Wenn sie nicht mehr den Morgen, den Tag, den Abend verschönern mit ihren Schreien und Flugkünsten, ist mein Leben anders, schwerer. Doch sie sind so nah, dass sie auch in der Ferne nah sind und das wiederum macht das Leben leicht trotz der Schwere. Und so helfen mir bei den nächsten Schritten in den Herbst hinein und durch den Winter hindurch. Kreisen immer weiter, auf der Erde an einem anderen Ort, in meinem Inneren immer am gleichen Ort. Solange ich an sie denke, was sie übrigens mitbekommen und auf ihrem Rückflug nächsten Frühling bei Laune hält.
Dank dafür,