Er hatte Recht, John Cage, seiner Zeit voraus und Früherkenner dessen, wie in westlichen Ländern mit der Kunst und Kultur umgegangen wird. Wir könnten dies auch ohne ihn erkennen, beispielsweise daran, dass in Deutschland viele Berufskünstlerinnen und Berufskünstler von Format in einem Jahr so viel verdienen wie die bestverdienenden Automanager in zwei Stunden verdienen, nämlich etwa 10.000,- €. Künstler kommen oft nicht mal auf so viel, Manager hingegen bekommen manchmal noch mehr. Das müsste affallen, ich höre aber keine wirklich lauten Proteste dagegen, weder unter Managern (is ja klar) noch in der Kunstszene (da wird geklagt, aber schlecht gerechnet und schon gar nicht aufgerechnet) noch in der Gesellschaft (das ist nun allerdings sehr erstaunlich).
John Cage sprach schon vor Jahrzehnten, wie wenig die Kunst in der Gesellschaft gelte, besondern in der amerikanischen, die er am besten kannte, aber das gilt weltweit.
Und damit komme ich zu China. Dort gab es zur Zeit von Maos Revolution nicht nur eine Missachtung, sondern die Ausrottung der Kunst. Jedenfalls wurde genau das versucht.
Und was ist daraus schlussendlich geworden? Ein Aufbruch sonder Maßen. In China habe allein der kometenhafte Aufstieg des Starpianisten Lang Lang zusätzliche vierzig Millionen Kinder inspiriert, Klavier zu spielen, lesen wir in den Medien. 40.000.000 Menschen, kleine geschickte, lerneifrige, von Eltern und Großeltern exterm geförderte Kinder widmen sich zusätzlich dieser Kunst, und viele von ihnen bringen es zweifellos weit im Klavierspiel. Doch auch vom chinesischen Geigen-, Cello- und überhaupt vom chinesischen Künstlerhimmel steigt ein großes Interesse an Kunst auf die Erde herab. Bei allen Auswüchsen, die diese Bescherung hat, ist daran doch die Feststellung bemerkenswert, dass da, wo etwas durch permanente Missachtung auszurotten versucht wird, gerade das Gegenteil dessen eintrifft, was gewollte wurde.
Nun haben vor einigen Tagen Künstlerinnen und Künstler immerhin geschlagene neunzig Minuten lang ihre Not an Angela Merkel herantragen dürfen. Daraus wird keine Kunstrevolution hervorgehen, vermutlich wird gar nichts hervorgehen, aber sie ist noch da, die Kunst. Und noch sind sie nicht verhungert, die, die mit der Kunst ihren Lebensunterhalt verdienen, wobei sie mehr verdient hätten als das, was sie dabei wirklich verdienen.
Kommt Zeit kommt Rat? Vielleicht. Eine Revolution kann von der Kunst eigentlich nicht kommen, ist sie doch einzig für die Kunst zuständig.