Überall ist sie zu hören. Aber was ist sie? Was ist überhaupt der Inhalt dieses aus zwei deutschen Wörtern harmlos zusammengesetzte deutsche Wort?!
Zwar werden im Krieg Worte gebraucht – und wie. Sie sind oft so laut, dass jeder Gedanken ausgelöscht wird. Von Gedankenzusammenhängen ist dann keine Rede mehr. Wort könnten mehr Schaden anrichten als ganze Kriegsheere, lautet ein alter ägyptischer Spruch. Wort im Krieg, das gibt es also schon, das gibt es zuhauf, es gibt viel zu viel Worte im Krieg. Aber Sprache?
Krieg ist die Sprache der Macht, die der physischen Gewalt den Vortritt gibt und die Sprache in den Arsch tritt. Wie die Wahrheit und das Denken, so verschwindet auch die Sprache unter dem Eindruck von Kriegen.
Also ist Kriegs-sprache ein Unwort, unlogisch, ein Widerspruch in sich. Entweder Verständigung durch Sprache oder Tatsachen schaffen durch Waffen. Im Wort «Kriegssprache», obwohl wir zu verstehen meinen, was das sei, sind zwei Konfliktstufen ineinander vermengt, die innerhalb einer Konflikteskalation den Schritt von sprachlichen Verständigungsversuchen zu Tathandlunngen markieren. Zwischen einem sprachlichen Verständigungsversuch und einer Antwort mit physischer Gewalt besteht ein Abgrund, den kein Wort – und zuallerletzt das Wort «Kriegssprache» – überbrücken könnte.