Heute auf meinem Teebeutelmotto lese ich, die Liebe sei did Quelle unendlicher Seligkeit. Wie bei den meisten solchen Botschaften, wird so viel Butter aufs Brötchen geschmiert, dass wir darauf ausrutschen und uns, jedenfalls mir, der Appetit vergeht. Sie ist verständlich, die Botschaft, sie ist gut gemeint, doch die Worte sind nicht nur übertrieben, sie sind vor allem auch ziemlich falsch gewählt.
Und weil falsch gewählte Worte gefährlicher sein können als Hochtechnologiewaffen im Krieg, beginnt die Dekadenz unserer Kultur beim Teebeutel. Das haben sich die Teeproduzenten, die ihre wohlriechenden Produkte mit ihren Wortbotschaften ausrüsten, wohl nicht überlegt.
Liebe herrsche nicht, sie bilde, sagt Goethe in seinem Märchen am Ende der Unterhaltungen Deutscher Ausgewanderten, und das sei mehr. Sie ist nicht das Sprudelbad in der Quelle des Glücks und hat keine Herrschaft über die Ewigkeit. Und Liebe ist eigentlich auch nur in Ausnahmefällen Seligkeit. Doch sie bildet, und dies in alle Richtungen, zur geliebten Sache oder zum geliebten Menschen hin genauso wie zu mir selber hin. Sie ist nicht statisch (Seligkeit) und sie steckt nicht so sehr das Feld erreichter Ziele ab, sondern sie bringt Bewegung und bringt in Bewegung.
Und machmal schmerzt sie sehr, beispielsweise wenn ein Staatsoberhaupt den Generälen gegenüber, die in einem Angriffskrieg sein Land genommen haben, aus Liebe keine Gegenwehr leistet.