«Mensch werde wesentlich».
Das ist die Schlusszeile eines Gedichts von Angelus Silesius. Wenn nichts mehr so recht gelingen will und uns in Europa der Krieg im Genick sitzt und sich die Angst in unsere Hirnwindungen ritzt, dann ist die Umsetzung dieses Spruchs besonders schwierig.
Als Mensch wesentlich, überhaupt wesentlich Mensch zu werden und nicht Reaktionsmaschine zu bleiben, das ist sei Angelus Silesius, ja seit der Seßhaftwerdung der Menschen wichtig. Leider ist es seither auch uneingelöst und drängt darauf, nun endlich konkret umgesetzt zu werden.
Wie das geht? Das weiß jede und jeder nur für sich. Wir alle wissen, wenn wir mal in uns hinein lauschen, dass wir von der Natur, den Eltern und dem sozialen Umfeld auf den Weg gebracht worden sind, Menschen zu werden, den eigentlichen Schritt in dieses Wesen jedoch gelingt nicht durch die Natur und auch nicht durch die Sozialisation und Bildung, sondern nur durch den eigenen Entschluss, wesentlich zu werden, wesentlich und immer wesentlicher.
Die anderen Menschen, alle, die mit uns zu tun haben, werden davon einen menschlichen «Nutzen» haben, sie erleben uns eben als Menschen und nicht als Reiz-Reaktions-Systeme, die konditioniert und getriggert werden können.
Mit jedem Augenblick, den ich de Wesentlichwerdung meiner selbst widme, wachse ich mir selbst und meiner Aufgabe entgegen.
«Mensch werde wesentlich» ist also eine Freude, ein Gewinn, es ist Licht in der Dunkelheit, ist mehr und immer mehr Licht in konstantem Dunkel, doch selbst die Konstanz der Dunkelheit wird in den Verwesentlichungsprozess erhellend miteinbezogen.