Ich habe gehört, dass in den letzten eineinhalb Jahren so viele Hunde und Pferde angeschafft wurden wie noch nie. Auch in den Fahrradläden muss es granatenmäßig geboomt haben. Tja, die Leute sind nicht auf den Kopf gefallen. Im Gegenteil, sie kommen immer wieder auf die Beine.
Und nun spazieren die Massen mit ihren lieben Hunden durch den Wald. Dort liegen übrigens in letzter Zeit auch so viele Taschentücher wie noch nie auf den Wegen und neben den Wegen herum. Und reiten zufrieden durch die Herbstlandschaft. Und überschwemmen im Münchner Vorland mit ihren E-Bikes die Landschaften und die kleinen, auf smarten Toruismus eingestellten Biergärten. Dringen in Horden bis auf die Gipfel vor, auf denen sich die bisherigen Gipfelanwärterinnen und Gipfelanwärter bedroht und verdrängt fühlen. Alter spielt ab sofort keine Rolle mehr. Geil. Auch ich könnte also noch. Ja natürlich.
Jetzt müssen wir nur noch begreifen, was wir da tun, dann käme die Sache doch noch ins rechte Lot. Wir tun jedenfalls alle die gleiche Luft atmen, wenn wir uns da draußen tummeln und vergnügen. Das ist schon mal das erste, was es zu begreifen gilt. Dann wäre noch ein Folgeschritt zu begreifen, dass wie nämlich gut daran täten, diese Luft geschwisterlich miteinander zu teilen. Tun wir dies nicht, wird die Luft bald einmal weg sein.
Wie wär’s mit dem Gedanken, dass ich umso bessere Luft atmen kann, je verzichtbereiter ich an ihrem Gebrauch partizipiere? Ein geradezu waaahhnsinniger Gedanke drei Tage vor der Wahl in Deutschland. Wenn ich wählen könnte (was nicht der Fall ist) und wenn nur eine der unzählig vielen aufgestellten Parteien, Kleinparteien und Splitterparteien mit dem Schlagwort Ökonomie des Verzichts den Wahlkampf bestritten hätte, ich wüsste sofort, was ich wählen wollte.