Zeichnung eines menschlichen Ohrs (rechts im Bild Ikealampe)
«Wie bitte»?! – Moment, brauchst nicht so zu schreien, denke ich und weiche einen Schrit zurück.
Ich wiederhole: «Ich wollte fragen, wie es Dir geht?»
«Hervorragend», ist die Antwort, die rausplatzt, noch bevor ich meine Frage zu Ende gesprochen habe. «Oh, das freut mich aber», sage ich freundlich, und ich freue mich wirklich, denn was gibt es Schöneres als alte Menschen, die nicht gebrechlich sind und denen es gut geht.
«Nur, schlafen kann ich nicht», sagt mein Gegenüber mit energischer Lautstärke. «Generell oder nur hier im Altenheim?» «Wie?!!», schreit sie mich an. «Generell oder nur hier im Altenheim?» wiederhole ich geduldig meine harmlose Frage. «Nur hier im Altenheim!»
Und weil ich nichts weiter zu fragen weiß, frage ich, wie es ihr sonst so geht. Sie habe einen sagenhaften Appetit, sagt sie, und sie habe Augen wie ein Habicht so scharf. Das Gehör sei: «Hervorragend!!»
«Aha», sage ich etwas zögerlich und frage, wieso ich denn am Telefon immer alles zweimal sagen müsse, worauf sie sofort schreit: «Wie bitte?» «Ich muss am Telefon meine Sachen manchmal zweimal sagen.» sage ich und sie darauf: «Ja, du musst eben deutlicher sprechen, das versteht sonst keiner.»
Und während sie so dasitzt und eigentlich nur gestreichelt werden möchte – aber wehe eine dieser Schwestern oder gar der Plfeger kommt ihr zu nahe –, zupft sie an ihrem Mäntelchen, das sie anbehalten hat, seit sie ins Heim gekommen ist, denn es könnte ja jeden Augenblich in Richtung nach Hause gehen. Und schaut mit trüben Augen verschwommen melancholisch dem langsam hinab sinkenden Tag hinterher.