«Hätte hätte, Fahrradkette» – «Ach, wenn ich doch nur…»
Hätt‘ ich ihr doch so geantwortet statt blöd rumzustammeln, sagen wir uns gerne abends im Bett, wenn wir nochmals die Niedrigkeiten durchgehen, die andere an uns begangen haben. Haben sie vielleicht gar nicht, aber ich habe es so aufgenommen und interpretiert, und deshalb sage ich ihr oder ihm oder ihnen allen, den Iditone dort draußen, vor dem Einschlafen bissige Worte hinterher.
Ach, wäre ich doch den anderen Weg gegangen, dann wäre das und das nicht passiert. Das kann uns schon als Gedankenkette ereilen, während wir noch auf dem Fahrrad oder im Auto unterwegs sind. Wäre ich den anderen Weg gefahren, wäre ich nicht in diesen mobilen Blitzer geraten und so weiter. Es ist wirklich sehr schwer, den Sinn eines Blitzers zu erkennen oder gar sich zu sagen: Heute hat dich ein Blitzer erwischt, was für ein Glücksfall, denn du musst offen bekennen, dass das gewirkt hat. Dank dieses Blitzers hast du an den nächsten Straßenübergängen das Tempolimit beachtet, wo du sonst bei der Eile, die du eigentlich hast, zu schnell um die Ecke gekommen wärst und dieses Mal stand da ein Kind, es rannte in die Straße dem Ball nach, kommt vor, nicht oft zum Glück und hoffentlich nicht, wenn gerade du um die Ecke kommst im Auto, aber es kommt vor und das Weitere müssen wir uns nicht ausmalen. Wie gut, dass dich der Blitzer von deiner latenten Tempoverwahrlosung zurückgeholt hat für diesen Tag.
Wenn ich doch nur ein bisschen schneller den Knopf gedrückt hätte, ich war doch schon so nah an einer Riesenausschüttung am Geldautomaten dran, und dann den Moment gezögert und jetzt diese Pleite. Und hätt‘ ich die Größe haben müssen aufzuhören, nein, stattdessen mach‘ ich Depp weiter und reite die Unglückswelle bis zum bitteren Ende, ach, hätte ich wenigstens das Geld behalten, das nach dieser Pleite noch in der Tasche war, wo es jetzt nicht mehr ist.
Es geht auch ganz anders. Dafür gibt es zwei Übungen. Übe den Raum! Gib dem Raum die Chance, dir den Ort, wo du gerade bist, mitzugestalten, ihn groß zu machen. Du bist, auch wenn du keine Kirchen besuchst, überall wo du gehst, in einem erhöhten Raum, in einer sakralen Umgebung, sogar im Stadtlärm, lass einfach den Raum groß werden (na, ganz einfach ist das nicht, zugegeben) und gibt ihm Zeit sich zu entfalten. Ja, die Zeit, das ist die zweite Übung: Über die Zeit! Fülle sie und denke nicht im Nachhinein, wie du sie noch zusätzlich hättest füllen können. Zeit lässt sich dehnen, füllen, sie ist deine Erfüllung. Ich habe es in der Hand, aus dem Taktmaß der Zeit, das mich auf Schiene hält und links und rechts beengt, auszusteigen und den Augenblick hervorzuheben, streng augenblicklich die Welt anzuschauen. Meine Welt ist groß (Raumübung) und bietet stets verschiedene Perspektiven (Zeitübung), mit denen ich über die Engigkeiten des Alltags-Laufrad-Empfindens hinausgelange, jederzeit, überall.