Du bist ein freundlicher Mensch, klar, als Nachkomme einer langen Ahnenreihe mit Menschen, die überlebt haben, weil sie freundlich waren, hast du dieses Gen geerbt, das Freundlichkeitsgen. Laut neuesten historischen und soziologischen Forschungen ist dieses Gen sehr viel wichtiger gewesen im Verlauf unserer Evolution als das abgedroschene und recht unwissenschaftliche survival of the fittiest von Charles Darwin.
Das Freundlichkeitsgen ist also ein Garant für gutes Überleben. Dich, wie alles Gute, hat es eine dunkle Seite. Sie lautet: «Versuche es, immer allen alles recht zu machen». Ich sage gleich: Nein, tu es nicht! Achte auf die innere Stimme, die mit dir im permanenten Dialog ist. Steh aufrecht in dir und sage dir, wann immer die jemand unverschämt kommt, was du darüber denkst. Wir sollten uns nicht gegenseitig kuionieren, doch belehren dürfen wir uns jederzeit. Zum Beispiel, wenn der Chef spinnt und Dinge sagt, die zu sagen keinem Menschen anstehen, auch nicht meinem Chef.
Das Schlimmste in einer solchen heiklen Sache mit dem wütenden Chef ist, wenn du schweigst und Signale gibst, dass du es ihn doch nur recht machen willst. Das Beste ist, mit dir im inneren Dialog zu bleiben und auf dein Freundlichkeitsgen (gibt es so etwas wirklich?) zu verlassen. Es wird dir die richtigen Worte zuspielen, die du sagen kannst ohne gefeuert zu werden, Worte, die den Chef besänftigen und wieder zu einem Menschen machen.
Freu dich auf die nächste Gelegenheit. Und wenn du noch nicht gleich erfolgreich sein und dich am Abend im Bett ärgern wirst, weil dir erst jetzt, also viel zu spät, die richtigen Worte in den Sinn gekommen sind, dann freu dich auf die übernächste. Nur, sei nicht einfach immer nur freundlich und versuch auf keinen Fall, es immer allen recht zu machen.