Wahlkampfjahre sind meist mühsam, für die die wählen müssen und sicher auch für die die gewählt werden wollen. Im Moment scheint es besonders mühsam zu werden. Wobei die Wortwahl, wenn ich ‹mühsam› sage, wenig Spezifisches zu Tage bringt.
Dennoch habe ich genau dieses Gefühl. Ich könnte auch statt ‹mühsam› das bedrängendere Wort ‹verheerend› einsetzen.
Denn sollte es so sein, wie Künstler behaupteten, die sich inzwischen das Leben genommen haben (ja, so ernst ist die Sache), sollte es wirklich so sein, dass die Kultur auch und vielleicht gerade deshalb auf Halde gelegt wird, weil es in der Politik keine Lobby für sie gibt, dann wird ein Barbarismus in unserer Demokratie sichtbar, der verheerende Folgen zeitigen wird.
Wenn ich mir die Verheerungen vorstelle, die eine Unterscheidung in systemrelevante Berufe (Brecht: «Erst kommt das Fressen…») und irrelevante Berufe (Brecht: «…dann die Moral») mit sich bringt, muss ich sofort an Maos Kulturrevolution in China denken, die Millionen von Künsterinnen und Intellektuellen das Leben gekostet und so was von einer kulturellen Wüste hinterlassen hat, da gibt es keine Worte dafür.
Weil Maos Vorgehen wirklich grausam war und weil ich mir nicht vorstellen möchte, dass jetzt weltweit etwas Ähnliches passiert, vertausche ich das Wort ‹verheerend› wieder mit ‹mühsam›, nein ich gehe noch eine Stufe weiter runter und nenne das, was ich zur Zeit erlebe, als ‹lästig›. Genau, Wahlkampfjahre sind lästig, in jedem Land. Für viele sind sie nur eine Last, aber nachdem die Last durch den Wahlkampf hindurchgetragen ist, gar nicht so sehr von den gut bestallten und auf ihren Eitelkeiten surfenden Politikern, sondern von ihren Wählerinnen, dann werfen wir die Last wieder ab und ein halbwegs normales Leben kehrt zurück.
Möge spätestens auch dann wieder die Kunst und Kultur eine Rolle spielen. Und, das wäre zu überlegen, vielleicht müssten mal Ausschüsse für Kunst gebildet werden, damit sie durch eine Lobby in der Politik vertreten sind.
Mit Gruß