Zeitumstellung

Die Zeitumstellung ist eine handhabbare, übersichtliche Sache. Weder der Eisenbahnverkehr noch das Berufsleben kommen wegen ihr ins Strudeln. Die Funkuhren machen es uns leicht, sie geben das neue Zeitdiktat von der ersten Stunde an durch und wir nehmen es an. Einzig das Gefühl, etwas müder in den Tag zu starten, erinnert daran, dass heute etwas anders war.

Doch so einfach ist das mit der Zeitumstellung nicht. Wenn Gott Lust hätte, uns eine Stunde Zeit vorzuenthalten, oder wenn er zwischen einen Montag und einen Dienstag einen weiteren Tag einzuspannen vorhätte, wir bekämen davon nichts mit. Das mit der Zeit und Gott ist eigentlich der Wahnsinn. Wir wissen nicht, was die Zeit, wie wir sie messen, wirklich mit unserem Leben zu tun hat. Gerade am Tag der Zeitumstellung wird uns das besonders bewusst. Manchmal denke ich, die Menschen früher, die ohne Zeit lebten, waren näher am Leben dran als wir mit unserem ausgeklügelten Zeitmanagment. Und sie waren und unbestechlicher. Sie lebten sozusagen ungefährlicher als wir heute, weil sie sich nicht nach einer menschengemachten Zeit, sondern nach den Jahreszeitenund den Gestirnen direkt orientierten.

Wie schwierig die Zeitumstellung eigentlich ist, zeigten die Bemühungen der Politiker vor ein paar Jahren, die europaweit die Zeitumstellung abstellen wollten. Zuerst war ich etwas irritiert, weil sich in den Nachrichten plötzlich die positiven Mitteilungen überstürzten, was sehr untypisch für Nachrichten ist. Die Politik in ganz Europa schien sich schnell einig darüber zu werden, dass alles auf Winterzeit eingerichtet werde. Dann wurden erste Rückschläge, bald Streitereien und Schuldzuweisungen gemeldet, und irgendwann hörte man gar nichts mehr vom einvernehmlichen Prozessbeginn, und die Zeit wird weiterhin jedes Jahr zweimal umgestellt.

Und so sitze ich heute etwas früher als sonst am PC und strusle wie jeden anderen Tag halb frisch und nur halb so fröhlich wie sonst ins Alltagsleben.