Franz von Assisi würde heute, wäre er noch im Gespräch, als Staatsfeind verfolgt werden. Darüber machen wir uns deshalb keine Gedanken, weil eben nicht mehr über ihn geredet wird.
Es gibt mindestens zwei große Gefahren, wenn ich so höre, was kluge Politiker und Kulturschaffende unisono sagen, einmal Stagnation im Wirtschaftswachstum, dann ein Denken in naturromantischen Kategorien. Beides vereinigt ausgerechnet dieser liebe Franziskus, der der katholischen Kirche so viel Reputation und dem gegenwärtigen Papst seinen Namen gegeben hat.
Franz liebte die Tiere, die Pflanzen und auch die Menschen. Unter den Menschen am meisten die Schiffbrüchigen, vergebens Suchenden, die Armen und Gefallenen. Die Erde selbst liebte er und er machte alles um sich herum zu Subjekten mit ihren Innenwelten und ihrer Würde. Er war selbst ein Mensch, der wie ein Tier ohne Absicherungen in den Tag legte, ja er war noch unterhalb der Möglichkeiten von Tieren, angewiesen auf das Betteln und ausgesetzt uns hartherzigen Menschen, die wir das letzte Brötchen des Tages lieber im eigenen Bauch verschwinden lassen, statt es einem Bettler zu schenken. Franz war so nah an die Natur herangekommen, dass er mit den Tieren reden konnte, seine Naturverbundenheit war so unendlich groß, dass er ihr kein Leid anzutun, sie also in keiner Weise auszunützen vermochte.
In seinem Leben verbinden sich Naturverbundenheit und Antikapitalismus, also, so war er in einer Person gleich beides, nämlich: Naturromantiker und Kommunist oder, um in den Kategorien der Verwirrtheoretiker zu sprechen: Nazi und Stalinist.
Vor der Brutalität solcher Denk-Strömungs-Abrisse ist heute niemand mehr geschützt, auch Heilige sind unter den Mahlhammer der Taktlosigkeiten geraten.