Das neue PHILOSOPHEmagazin bringt in seiner neuen Nummer ein Dossier zum Thema der Selbstbestimmung bei Friedrich Nietzsche.
Obwohl sich Nietzsches Werk begrifflichen Festlegungen beharrlich verweigert, versucht der Philosoph Andreas Urs Sommer herauszuarbeiten, was Nietzsche unter Selbstbestimmung verstanden habe.
Dabei kommt Sommer einmal auf eine pervertierte Art der Selbstbestimmung, die sich auf die Vielen bezieht. Die Vielen, sagen wir die Massen reißen unter dem Schlagwort ‹Selbstbestimmung› eine Art Volksherrschaft an sich und machen sich zum absoluten Maß von Verantwortung für alle, also sowohl für die, die zur Masse dazugehören, als auch für die, die sich von der Masse absondern. Und alle diejenigen, die sich den Regeln der Masse verweigern, werden als Feinde der Selbstbestimmung eingestuft und als solche verfolgt.
Auf der anderen Seite gibt es bei Nietzsche den entgegengesetzten Begriff von ‹Selbstbestimmung› als einer Art Batterie für die Wenigen, «die sich dem Diktat, an der Politik teilzuhaben und am größtmöglichen Glück der größtmöglichen Zahl mitzuweben, nicht unterwerfen». Sommer kommentiert dazu: «Das Individuum, das sich als freier Geist die Macht über das Eigene sichern will, muss gewaltige Anstrengungen unternehmen, um einer möglichen Tyrannei der Mehrheit zu entgehen.»
Nietzsche hat uns vorgemacht, wie sehr sich die Anstrengung lohnt. Wäre er nicht so krank gewesen, wie er es in physischer Hinsicht von Kindheit an war, hätte er sich durch diese Anstrengung große Freiheit und Lebensfreude verschaffen können. Nietzsche selbst war das leider nicht vergönnt. Wir anderen jedoch können durch das Erringen genügender Selbstbestimmung Freude im Leben ausbreiten. Und sollten wir unsicher werden auf dem Weg unserer Selbstbestimmung, können wir jederzeit zu den Büchern von Nietzsche greifen, dort finden wir auf Schritt und Tritt die nötigen Steigbügel, die uns helfen unser Leben und Denken gründlich selber zu bestimmen.