Ich wollte grad loslegen und über den allgemeinen Satz Der Ton macht die Musik, oder C’est le ton qui fait la musique nachdenken, da flog hausnah ein Motorflugzeug über unser Wohnquartier und nahm meine Gedanken mit, als würden sie nicht mir, sondern diesem Flugzeug gehören. Und schon geht’s los: Du gehörst da nicht hin. Und schon gar nicht, wenn gerade die Kinder ins Bett gebracht werden. Wahrscheinlich ein vergnügungssüchtiger Hobbypilot, wie damals auf der Insel Mainau, da flog so einer stundenlang über dieser Insel, auf der sich Tausende für teures Geld an Wasser und Natur erholen wollten, seine Kurven. Unerträglich. Und schon sind sie davongeflogen, meine eben noch auf ein schönes Thema eingestimmten Gedanken.
Ein Ton macht noch keine Musik, er ist höchstens ein Baustein in meinen Netzwerken, aus denen ich nicht herauskomme. Mal guckt meine vernetzungsfreundliche Seele mit einem buddhaähnlichen Lächeln zum Himmel hoch und begrüßt einen solchen Lärm 👍. Und dann wiederum eilt meine verdüsterte Seele vorwärts zu irgendwelchen Schlüssen und Anschuldigungen, ohne dass sie davor irgendeinen Zusammenhang erkannt hätten 👎.
Der Weg zum Buddhalächeln, auch wenn einem gerade ein sinnlos in der Luft herumschwadronierendes Flugzeug um die Ohren segelt und, vermutlich sinnlos, einfach nur so herumlärmt, ist mit jenen anderen Bausteinen gepflastert, mit denen John Cage seine Musiktheorie zusammen-legöölelte (Duden: Legosteine zusammenbauen). Er hatte einfach alle Töne, Geräusche, alles, was an unser Ohr dringt, zu Musik erklärt, einer so göttlichen und sphärischen Musik, dass er selbst manchmal inmitten der Großstadt New York in seiner Wohnung ans Fenster trat, das Fenster öffnete, und seelig lächelnd den wunderlichen und wie in einen orientalischen Teppich verwebten Klängen, Geräuschen, Tönen, vom Dopplereffekt verzerrte Tonfolgen lauschte und sein Herz hüpfen ließ. Horen kann man nicht, was man will, aber das Herz hüpfen lassen, das kann man, wenn man will.
Gruß