documenta Nostalgie

Vor einem Jahr war in Kassel ein anderes Leben. Kaum mehr zu erinnern, wie das war. Na ja, es war halt documenta, eine Zeit mit täglich neuen Bildern, dramatischen, schönen, erschütternden.

Armeehubschrauber über der Stadt

Jeder neue Tag versprach eine Flut von neuen Erlebnissen. Nach dem Frühstück ging es in die Stadt und dort waren nicht nur Kunstwerke der documenta fifteen zu sehen, sondern jeden neuen Tag gah es neue Kollektive und Menschen kennenzulernen.

Inzwischen ist alles, was diese Kunstveranstaltung betrifft, im Giftschrank verschwunden. Die vergangene documenta ist begrifflich von Anfang an gekapert und ihr Anliegen ins Gegenteil verkehrt worden. Die Gäste aus dem Globalen Süden sind längst in ihre Heimatländer zurückgekehrt, in denen Not und Krieg an vleien Fronten herrschen. Der erhoffte Kunstsommer 2022 in Kassel wurde für manche von ihnen zur Fortsetzung der Verhältnisse, denen sie sich für wenigstens einige Monate entledigt glaubten. Weder diese Künstler noch die Kuratorinnen und Kuratoren aus Djakarta, Indonesien, durften das Gefühl haben, in Kassel und in Deutschland willkommen zu sein.

Was ist inzwischen alles geschehen? Putins Angriffskrieg und weltweite forcierte Aufrüstung. Die Hubschrauber, die in documenta-Fillmen immer wieder vorkamen, weil viele dieser Filme vom Krieg handelten, fliegen nun auch über Kassel hin und her, ich erkenne sehr schnell, wenn es sich um Kriegsgerät am Himmel handelt. Wir haben hier offiziell Frieden, doch friedlich ist es nicht. Das war vor einem Jahr so und ist heute auch so.

Zu Beginn dieses Beitrags wollte ich noch meinen nostalgischen Empfindungen, die mich angesichts der Erinnerung an den vergangenen Sommer befallen, Ausdurck verleihen. Doch für Nostalgie ist kein Platz – obwohl ich die d15 zur Zeit stark vermisse.