Fragment

Fragmentiert sei unser Denken und damit die Gestaltung der Welt. Diese aber sei unvollkommen und sogar zerstörerisch, zumindest seit wir Menschen keine Einbindung mehr haben in etwas Höheres, über uns Stehendes. «Fragmentiert» in diesem Sinne bedeutet: «Stückwerk», «Unvollkommenheit», «Einzelteile».

Fragmentiert ist alles, was aus unserem Denken sich zu Tatsachen gestaltet, die Architektur mit ihren Hässlichkeiten (und sehr selten Schönheiten), der Umgang mit Ressourcen von der Planetin (Raubbau plus Raffinierung), alles um das Zauberwort «Kommunikation» drumherum (die sich als Ersatzwelt so erfolgreich darstellt, als bräuchten wir keine analoge Kommunikation mehr), die «Medizin» (die mit den menschlichen Organen als Ersatzteillager kokettiert), die «Psychologie» (die nach mathematischen Modellen operiert und keinen Zugang zur menschlichen Seele weder sucht noch hat), alles Stückwerk, auseinanderdividiert, fragmentiert, filettiert in Richtung Tod.

Das bedeutet: «Fragment» als Defizit.

Anders die Romantiker, die im Fragment jenen Teil vom großen Ganzen sahen, der das Aussprechbare vom großen Unaussprechbaren ist. Fragment, so gesehen, ist nach oben offen, steigerbar bis zur Vollkommenheit, die aber nie Wirklichkeit wird, weil die Wirklichkeit noch größer ist als alles, was wir kennen.

Im Clinch zu sein zwischen «Fragmentiertheit als Zersplitterung» und «Fragment als Erscheinung des Größten in und über uns» (das nur in der Idee lebt, dort aber gestaltend in alles hineinwirkt, was wir denken, fühlen, tun), beziehungsweise nicht im Clinch zu sein, sondern in der positiven Spannung, die wie ein Aggregat unseren Zugang zur Welt bestimmt, das ist der Spannungsbogen, der die Farben des Regenbogens in sich vereint.