Freunde

Der Quantenphysiker David Bohm und der Philosoph Paul Feyerabend

Heute gehen meine Grüße zu Bohm und Feyerabend. Ich lese gerade in ihren Büchern. Hier auf den Abbildungen lächeln die zwei Freunde. Beide haben die Wissenschaften nicht nur geliebt, sondern vielseitig beherrscht und mit gremzenloser Liebe und freilassend auf das Leben aller Menschen bezogen.

Unpassendes Wort für ihr Tun: «beherrscht». Genau falsch, eigentlich! Sie hatten es gerade nicht darauf angelegt, aus den Wissenschaften etwas Handhabbares, zu Beherrschendes zu machen. Die beiden Freunde mit europäischen Wurzeln, in den USA zu ihren Lebzeiten gefeiert und gefürchtet, in ihrem Werk um die Versöhnung des Ostens mit dem Westen und des Nordens mit dem Süden mehr als nur bemüht, zeigen sie hier mit gewinnendem Lächeln, dass ihre Idee einer lebendigen, alles Lebendige liebevoll durchdringenden Wissenschaft weiterlebt.

Weiterlebt,

– auch wenn die Diskurse heute von Zuständen babylonischer Sprachverwirrung durchseucht und entfremdet sind,

– auch wenn die unsäglichen Wissenschaftler und die vielen genauso unsäglichen Wissenschaftlerinnen den Fokus ihres Wissens und ihrer Zuständigkeiten überall systematisch einengen, um ihre Macht auzzudehnen,

– auch wenn blutjunge und erfahrungsbedürftige Politikerinnen und Politiker das Vertrauen ihrer Wählerinnen und Wähler auf harte Proben stellen,

weiterlebt,

– auch wenn das Leben vom Weiterleben bedroht ist,

– auch wenn die Sinnfrage und die Frage nach dem Leben der nächsten Menschengenerationen nicht mehr gestellt wird,

– auch wenn uns, die wir weiterleben und uns zu friedlicheren Menschen entwickeln wollen, manchmal die Ideen, ja die Gedanken und Worte ausgehen,

in David Bohm und Paul Feyerabend graswurzelsprießend weiterlebt.

Das gewinnende Lächeln haben die Freunde ihrem Leben schwer abgerungen, der eine, Bohm, trotz der Angst, die ihn manchmal in schwere Depressionen gestürzt hatte, der andere, Feyerabend, obwohl sein Rücken im Krieg dermaßen zerschossen worden war, dass er für den Rest seines Lebens querschnittsgelähmt an Krücken in die Vorlesungen stakste.

Bohm und Feyerabend haben den Horizont des Partizipierens in den Wissenschaften erweitert, und sie haben das Leben geliebt und uns die Vielseitigkeit der Menschen mehr als nur erlebbar gemacht.